Heimserie bleibt intakt

18.11.2017

Der FC Carl Zeiss hat seine Siegesserie im Ernst-Abbe-Sportfeld auf 5 Pflichtspiele ausbauen können. Der heutige 2:1-Erfolg gegen Werder Bremen II fiel aufgrund zweier unterschiedlicher Halbzeiten allerdings sehr glücklich aus.

Mit Matthias Kühne und Manfred Starke saßen zwei Akteure nach Verletzungen wieder auf der Bank. Jan Löhmannsröben, bei dem unter der Woche nicht klar war, ob er überhaupt im Kader sein könne, spielte sogar von Anfang an. Los ging es mit 3 Eckbällen für die Gäste während der ersten zwei Spielminuten. Im Verlaufe der ersten Hälfte sollte davon hüben wie drüben kein einziger mehr hinzu kommen. Im Gegensatz zum Paderborn-Spiel benötigte die Jenaer Elf eine Zeitlang, um ins Spiel zu finden und machte sich stellenweise das Leben selbst schwer. Beispielsweise hätte Koczor in der 10. Minute den Ball sicher gehabt, doch Slamar ging dazwischen und produzierte einen Fehlpass auf Manneh. Zwar parierte Koczor dessen Schuss, doch beschwörte sein darauffolgender Abschlag in die Füße des Kontrahenten gleich wieder unnötig Gefahr herauf. Vorm Tor der Hanseaten ergab sich zunächst lediglich eine Schusschance für Julian Günther-Schmidt einen Meter am rechten Pfosten vorbei. Doch als sich das Spiel insgesamt in die aus unserer Sicht richtige Richtung verlagerte, fiel prompt der Führungstreffer. Einen Steilpass von Brügmann leitete Eckardt auf Bock weiter, der in Richtung Oelschlägel lief und ihn mit Schuss ins lange Ecke überwinden konnte. Dominik Bock merkte man insbesondere vor der Pause sein gewachsenes Selbstvertrauen nach den Torerfolgen aus den letzten Partien deutlich an. Er traut sich einfach mehr zu als noch zu Saisonbeginn und verschafft sich damit weitere Erfolgserlebnisse. 

Mit dem 1:0 im Rücken war der FCC endgültig drin in der Begegnung. Ein Treffer von Sucsuz fand wegen einer Abseitsstellung von Vorlagengeber Bock keine Anerkennung. Wenig später versuchte es Bock erneut, bediente diesmal Mannschaftskapitän Eckardt. Sich selbst in guter Schussposition befindend, spielte Ecki aber lieber auf Eismann ab, dessen Schuss aus 18 Metern zu Oelschlägels Beute wurde. Nach genau einer halben Stunde hätte der zweite Treffer eigentlich fallen MÜSSEn, besaß doch Brügmanns Hereingabe von der rechten Seite gleich zwei potentielle, weil unbedrängte Abnehmer im Strafraum. Der eine, Firat Sucsuz, säbelte jedoch über den Ball und der andere mit Namenskürzel JGS schoss aus 13 Metern am rechten Pfosten vorbei. Die vereinzelten Offensivbemühungen der Bremer rangierten im Halbzeitfazit zwar nur unter ferner liefen. Doch sollten die Schüsse von Manneh, Käuper und insbesondere Schmidt (21-Meter-Geschoss an die Hintertorstange) bereits ein Vorgeschmack auf das sein, was nach dem Wechsel auf die Jenaer Abwehr zukommen sollte. 

Denn mit Beginn der zweiten Hälfte setzte die U23 eine Menge an Akzenten, welche man ihr nach nur 4 Zählern aus den letzten 11 Spielen inklusive zweier "Klatschen" so kaum zugetraut hätte. Schon in der 50. Minute lag der Ausgleich in der Luft, als sich Manneh gegen Cros durchsetzte, auf den heranstürmenden Eggersglüß ablegte und dessen Schuss von Koczor nur mit Dusel und dem Allerwertesten aufgehalten werden konnte. Eine Minute später war Koczor wieder mit der Hand am Ball, musste aber prallen lassen, Brügmann rettete vor Eggestein. 

Dass sich die Spielanteile so rapide verlagert hatten, kann Mark Zimmermann nicht gefallen haben. Schon früh in Hälfte zwei wechselte er Davud Tuma ein, der sofort bestrebt war, Akzente zu setzen. Sich zunächst genial in der eigenen Hälfte durchsetzend, verpasste er jedoch den richtigen Moment des Abspiels auf den schon vorn am Strafraum lauernden Eckardt. Genau dieses Gespür für den freien Nebenmann geht Tuma allzu häufig noch ab, der ansonsten aber alle Voraussetzungen mitbringt. Entlastungsaktionen wie diese waren halt ohnehin rar gesät in einer Phase, in der fast nur noch Bremen stürmte. Koczor stand mehr als ihm lieb war im Brennpunkt des Geschehens, lenkte einen Kopfball in Minute 66 nach Freistoßflanke großartig über die Latte - auch wenn ein Treffer wegen Abseitsstellung ohnehin nicht anerkannt worden wäre. Auch bei einem langen Ball in den Strafraum fünf Minuten später hielten die 4200 Jenaer Zuschauer erschrocken den Atem an, weil Jacobsen am Elfmeterpunkt angeflogen kam, das Leder zum Glück unkontrolliert übers Tor schoss. 

Wie lange kann das noch gut gehen, fragte man sich eine Viertelstunde vor Schluss angesichts der klaren Bremer Gelegenheiten. In Minute 76, als sich Cros und Koczor nicht einig waren und Manneh das Leder von der rechten Seite aus hinters Tor schoss, hielt in der knappe Vorsprung noch. In Minute 77 nicht mehr. Da knallte Rafael Kazior per Direktabnahme den Ball über Raphael Koczor hinweg in die Maschen und das Spiel hatte aufgrund zweier grundverschiedener Halbzeiten sein logisches Resultat. Vom Ausgleichstreffer berauscht wollten die Bremer mehr, versuchten weiter am Drücker zu bleiben und vergaßen darüber ein wenig die Absicherung nach hinten. Dies nutzte der FCC zu einem blitzsauberen Konter vier Minuten vor Ende der regulären Spielzeit. Schön dabei das Zusammenspiel von Cros und Tuma auf der linken Seite, über Wolfram gelangt der Ball vors Bremer Tor, wo ihn René Eckardt aus Nahdistanz über die Linie spitzelt. Die verbleibende Zeit ließ Jena gegen konsternierte Bremer nichts mehr zu. Eismann nach diagonalem Anspiel von Tuma besaß sogar noch die Chance auf einen höheren Sieg (90.+2).

Mindestens 2 der 3 Punkte dürfte unser Team ob des Spielverlaufs mit einer gewissen Demut eingestrichen haben. Das Geschehen nach dem Wechsel derart aus der Hand gegeben zu haben, ist nicht allein mit böigem Gegenwind zu erklären. Das Tabellenbild allerdings gestaltet sich für die Jenaer Mannschaft mit nunmehr 5 Punkten Abstand zur Abstiegszone sehr erfreulich.

Trainermeinungen

Oliver Zapel (Bremen): "Herzlichen Glückwunsch an Carl Zeiss und meinen Kumpel Zimme zum Sieg, der aus meiner Sicht nicht verdient war. Aber so ist das in der 3. Liga. Wir haben insbesondere in der zweiten Halbzeit Bremer gesehen, die phantastisch Fußball gespielt haben. Doch das bringt leider nichts, wenn man verpasst, mit Euphorie den Sack zu zu machen und dennoch hinten stabil zu stehen. Dann in so einen Konter zu laufen, tut verdammt weh. Wir dürfen nicht vergessen, wo wir herkommen. Wir hatten in den letzten Wochen ein paar Klatschen gekriegt und uns heute deutlich verbessert. Noch ein paar Zentimeter mehr und wir gewinnen solche Spiele. Und dann wird es noch schwerer, gegen uns zu gewinnen."

Mark Zimmermann: "Ich bin absolut froh, dass wir das Spiel gewonnen haben, weil ich von Anfang an wusste, dass das heute kein Selbstläufer wird. Anders als in den letzten Heimspielen haben wir ein bisschen gebraucht, um ins Spiel zu kommen. Mit dem ersten richtigen Angriff machen wir das Tor, haben dann eine gewisse Spielhoheit, machen aber das 2:0 nicht und so bleibt das Spiel offen. In der zweiten Halbzeit können sich die jungen Bremer befreien und es war klar, dass es irgendwann zum Ausgleich kommen muss, auch wenn wir das nicht gut verteidigt haben. Durch ihre Unerfahrenheit machen die Bremer nochmal auf und wir bekommen unsere Chance. Ob dieser Sieg am Ende glücklich war oder nicht, interessiert mich im Grunde nicht. Wir wollten heute die drei Punkte, egal wie."

Statistik

Jena: Koczor - Brügmann, Slamar, Gerlach, Cros; Eismann, Löhmannsröben (73. Erlbeck); Bock (68. Wolfram), Eckardt, Suczus (54. Tuma); Günther-Schmidt

Bremen II: Oelschlägel - Eggersglüß, Vollert, Volkmer, Jacobsen; Touré, Schmidt (73. Kazior); Manneh (86. Young), Käuper, Jensen (60. Bünning); Eggestein 

Tore: 1:0 Bock (16.), 1:1 Kazior (77.) 2:1 Eckardt (86.)

Zuschauer: 4230

Schiedsrichter: Bacher (Amerang-Kirchensur)

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