Etwas unter Wert geschlagen

17.04.2018

Der 1. FC Magdeburg hat auch im Ernst-Abbe-Sportfeld seine Aufstiegsambitionen untermauern können und das Nachholspiel des 30. Spieltags mit 5:1 gewonnen. Dabei war der FC Carl Zeiss allerdings nicht so drastisch unterlegen wie es das Resultat vermuten lässt.

Die Magdeburger kamen mit einer Serie von sieben Spielen ohne Niederlage an die Saale. Zudem hatten sie in den letzten acht Spielen gegen den FCC bei einem Remis siebenmal gewinnen können. Wer weiß, was aus diesen Serien geworden wäre, hätte der Blitzstart der Hausherren in eine frühe Führung gemündet. Herrlich von Thiele eingesetzt, lief Maximilian Wolfram in Minute 2 auf der rechten Strafraumseite Richtung Magdeburger Tor. Dabei boten sich ihm zwei Optionen. Die eine war der direkte Schuss, die andere bestand in einem Ball in die Mitte, wo Suczus freistehend nah vorm Tor stand. Wolfram entschied sich für etwas, was beides hätte werden können, doch FCM-Keeper Alexander Brunst war vor ihm aufgetaucht und lenkte den Ball zur Ecke. Nach vier Minuten gab es bereits den dritten Eckball für Blau-Gelb-Weiß, doch als Grösch nicht ans Leder kam, lief der erste Magdeburger Konter, den Costly mit einem Schrägschuss am Dreiangel vorbei abschloss. Wiederum im Gegenzug prüfte der vormalige Magdeburger in den Jenaer Reihen, Jan Löhmannsröben aus 19 Metern den FCM-Torwart mit einem Flachschuss.

Nach dieser turbulenten Anfangsphase schien das Match zum ersten Mal Luft holen zu wollen, als Schiedsrichter Tobias Reichel auf den Elfmeterpunkt zeigt. Kühne soll Türpitz am Trikot gezupft haben. Eine alte Fußballerweisheit ignorierend, tritt der Gefoulte selbst an und und scheitert prompt an Jo Coppens. Leider muss Jenas Torhüter den Ball dabei aber nach vorn prallen lassen. Aufgrund des kürzesten Weges zum Ball hat Türpitz letztlich keine Mühe, doch noch zu verwandeln. 

Erneut war es Thiele, der frischgebackene Papa im Jenaer Team, welcher in der 19. Minute eine Jenaer Großchance vorbereitete, diesmal in den Lauf von Eckardt. So schnell Jenas Mannschaftskapitän aber auch rannte, ganz erwischte er das Leder nicht mehr, musste deshalb mit eingeschränkter Kontrolle versuchen, es an Brunst vorbei zu spitzeln. Es gelang ihm nicht. In Minute 23 foulte Cros Costly im Strafraum. Wieder ertönte der Elfmeterpfiff. Türspitz ging diesmal auf Nummer sicher, traf scharf unten links, auch wenn Coppens die Ecke geahnt hatte. "Auswärtssieg", riefen die Magdeburger Fans bereits nach 25 Minuten. Dabei waren die Jenaer bis dahin auf Augenhöhe, hätten ebenfalls schon 2 Treffer auf der Habenseite führen können. Und sie ließen sich auch durch den zweiten Rückschlag nicht entmutigen, kamen insbesondere über die rechte Seite ein ums andere Mal schnell an den gegnerischen Sechzehner. Das nächste Tor aber gelang wieder den Anderen. Dabei warteten wir zunächst vergebens auf Abseitsfahne und -pfiff. Selbst als diese ausblieben, schien die Situation alles andere als aussichtslos, hatte Christian Beck doch neben Guillaume Cros noch zwei weitere Verteidiger um sich herum stehen. Aber Beck ist nicht nur Spielführer, sondern eben auch Torjäger. Und so einer braucht nur eine Körperdrehung, um den Ball an allen Gegenspielern vorbei ins lange Eck zu schlenzen. Welch ein bitterer Pausenstand ! Trotz ordnentlicher Leistung im ersten Spielabschnitt lag unser Team mit drei Toren im Rückstand. 

Halbzeit zwei begann mit einem trockenen Schuss von Andre Hainault unten rechts in die Maschen des Jenaer Netzes. Jeder wird um die psychologische Wirkung eines solchen Gegentreffers wissen. Sicherlich hatten sich die Jenaer in der Kabine nochmal gestrafft, sich einen frühen Anschlusstreffer vorgenommen - um dann nicht mal zwei Minuten nach Wiederanpfiff das 0:4 zu bekommen. Dass um die 50. Minute herum gleich zwei Abwehrspieler das Feld verließen, hatte unterschiedliche Gründe. Musste Cros einer taktischen Idee Platz machen, ging es für Grösch aufgrund einer Verletzung nicht weiter. Kevin Pannewitz musste mit spärlicher Abwehr-Erfahrung aus Jenaer Anfangszeiten in der 2. Mannschaft plötzlich einen ungewohnten Part im Deckungszentrum übernehmen. 

56 Minuten sind gespielt, als Eckardt Starke anspielt, dieser Torwart Brunst umläuft und den Ball gegen den Pfosten schiebt. Maximilian Wolfram steht zum Glück richtig und kann zum Ehrentreffer abstauben. Alle, die nun heimlich von einer sagenhaften Aufholjagd wie gegen Wehen-Wiesbaden träumen, werden schnell in die Realität zurück geholt. Denn nur drei Minuten später läuft Pannewitz in Costly rein. Dieser Elfmeter ist unstrittig und wird von Türpitz sicher verwandelt. Sieben Minuten darauf bietet sich Wolfram die Gelegenheit zu seinem zweiten Tor. Doch holt Handke den Schuss von der Torlinie. 

Die restliche Spielzeit bestreiten beide Teams weitestgehend im Schongang. Nur ein zu kurzer Rückpass von Pannewitz zu seinem Schlussmann sorgt für einen Moment Aufregung. Coppens vermag gegen Lohkemper das halbe Dutzend zu verhindern. 

Aufgrund der Art und Weise, wie diese hohe Niederlage zustande gekommen ist, muss sich die Jenaer Mannschaft nicht von ihrer Linie abbringen lassen. Gleichwohl hat sie und ihr Coach vor Augen geführt bekommen, was noch fehlt gegenüber einer solchen Spitzenmannschaft in Liga drei.

Trainermeinungen

Jens Härtel: "Wir haben heute einen großen Schritt gemacht. Jena hat immer Gefahr ausgestrahlt, aber vorn haben wir das spielerisch gut gelöst und die Elfmeter haben etwas Sicherheit verliehen. In den Momenten, wo es darauf ankam, waren wir eiskalt und haben die richtigen Entscheidungen getroffen. Nur mit der Verteidigung war ich heute nicht ganz zufrieden. So viele Chancen, wie Jena heute gegen uns hatte, haben wir in den letzten drei Spielen nicht zugelassen."

Mark Zimmermann: "Glückwunsch an Magdeburg für ein absolut starkes Spiel. Die Stabilität hat uns Magdeburg absolut voraus. 30 Punkte Differenz kommen halt auch nicht von ungefähr. Wir sind gut ins Spiel gekommen, aber uns defensiv zu naiv verhalten. Da sind wir zu grün. Ab und zu ist es uns gelungen, zu Chancen zu kommen. Doch wenn du dann solche Fehler machst, darfst du dich nicht wundern, wenn du hier 1:5 verlierst und eine Demonstration bekommst, wie Drittligafußball aussieht."

Statistik

Jena: Coppens - Cros (49. Starke), Kühne, Grösch (52. Pannewitz), Brügmann; Löhmannsröben, Eckardt; Wolfram (88. Mauer), Sucsuz; Thiele, Günther-Schmidt

Magdeburg: Brunst - Schäfer, Handke, Hainault, Hammann; Weil, Rother; Butzen, Türpitz (69. Laprevotte); Costly (80. Lohkemper), Beck (80. Pick)

Tore: 0:1 Türpitz (16.), 0:2 Türpitz (24., FE), 0:3 Beck (35.), 0:4 Hainault (47.), 1:4 Wolfram (56.), 1:5 Türpitz (60., FE)

Zuschauer: 8194

Schiedsrichter: Reichel (Stuttgart)

 

 

 

 

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