Heimpleite unter Flutlicht

07.08.2018

Mit 0:3 geht das Heimspiel gegen Torsten Ziegners Halleschen FC verloren. Das Endergebnis stand vor 8.024 Zuschauern dabei bereits zur Pause fest, nachdem die aggressiv pressenden Gäste Jenas Aussetzer im Spielaufbau gnadenlos ausgenutzt hatten.

Es war am 1. August 2017, als der noch immer frischgebackene Drittligist FC Carl Zeiss am dritten Spieltag mit Null Punkten auf der Habenseite saaleabwärts reiste, verletzungsgeplagt obendrein, und beim Halleschen FC einen ebenso überraschenden wie überzeugenden Auswärtssieg landete, den ersten nach dem Aufstieg aus der Viertligatristesse. Ziemlich genau ein Jahr später umgekehrte Vorzeichen: Halle mit zwei Niederlagen in die Saison gestartet trat ebenso am dritten Spieltag den Gang ins Paradies an und hoffte dort seinerseits, die eigene Punktelosigkeit zu beenden. Ausgerechnet gegen Jena, den Angstgegner, gegen den der letzte Sieg im Jahre 1991 in der DDR-Oberliga gelang. Doch wenn eines den Gästen Hoffnung bereiten durfte, dann die Bilanz ihres neuen Trainers Torsten Ziegner gegen seinen Heimatverein, den er doch so gut kennt wie kein anderer in dieser Liga. 

Und bereits unmittelbar nach Anpfiff von Schiedsrichter Tobias Reichel schwante den über 8000 Zuschauern, dass Ziege seinen neuen Verein genau so perfekt auf die Blaugelbweißen eingestellt haben würde, wie die Jahre zuvor immer wieder mit dem FSV Zwickau. Halle attackierte die Hausherren extrem hoch, bereits an deren Strafraum, erstickte mit ungeheuer laufaufwändigem Pressing und körperlich aggressivem Auftreten jeglichen koordinierten Spielaufbau Jenas im Keim. Jenas Schlüsselspieler wurden ausgeschaltet, ausgemachte Schwachstellen besonders intensiv attackiert, und die in den beiden ersten Saisonspielen so überzeugend aufgetretenen Thüringer ein ums andere Mal vor Rätsel gestellt. Insbesondere Aushilfs-Linksverteidiger Firat Sucsuz erwischte einen gebrauchten Tag, und nachdem zahlreiche erzwungene Fehlabspiele im Spielaufbau in der ersten Viertelstunde folgenlos geblieben waren, brachte ein doppelter Aussetzer von Sucsuz und Grösch die Gäste in Front. Blitzschnell wurde der gewonnene Ball nach innen weitergeleitet, wo der drei Tage zuvor noch beste Großchancen vergebende Fetsch Jo Coppens keine Chance ließ. Nachdem Jenas Nummer 20 auch noch verletzungsbedingt ausgewechselt werden musste, rückte Florian Brügmann auf seine Position, während Dominik Bock den Rechtsverteidiger gab. Doch auch mit verändertem Personal änderte sich am Gesamtbild wenig, vielmehr fabrizierten Grösch und Brügmann erneut an der linken Außenbahn fast eine Kopie des Ballverlustes zum 0:1, nur dass es diesmal Pascal Sohm war, der freistehend zum zweiten Hallenser Treffer abschloss (41.). Als in der Nachspielzeit der ersten Hälfte auch noch Halles Manu auf und davon ging und Coppens zum 0:3 überlupfte, war das Spiel bereits entschieden. Halle hatte zwar mit gnadenloser Effektivität alle drei seiner Großchancen in Tore umgemünzt, doch die Führung war dennoch verdient und selbst in der Höhe nachvollziehbar. Zu klar war Halles Dominanz im Feldspiel, zu ratlos ihre blaugelbweißen Gegenüber, deren maßlos enttäuschter Trainer "hängende Köpfe" ausmachte. 

Mark Zimmermann forderte in der Pause eine Reaktion, wollte "seinen FC Carl Zeiss Jena" sehen, und schickte dabei mit Schau und Rogerson zwei Neue aufs Feld. Die Sachsen-Anhaltiner ließen Jena nun mehr Raum, waren in erster Linie auf Absicherung bedacht, und Bock (49.+61.), Eckardt (60.) sowie Rogerson (81.) hatten Möglichkeiten zur Resultatskosmetik, während auf der Gegenseite Coppens gegen Jopek (51.) seine einzige Parade im gesamten Spiel überhaupt zeigen durfte. Doch an eine Wende im Spiel glaubte schon lange keiner mehr im prallgefüllten Ernst-Abbe-Sportfeld. Zumindest sieben Minuten vor dem Ende war dann auch der FCC einmal mit Fortuna im Bunde, als ein Foulspiel von Schau als letzter Mann kurz hinter der Mittellinie nur mit der gelben Karte bestraft wurde. Ein seltener Glücksmoment an einem ansonsten schwarzen Abend, an dem sich die neuen Flutlichtmasten mit der dritten Niederlage im dritten Spiel erneut als Fluch erwiesen. 

Die Trainerstimmen nach dem Spiel 

Mannschaftsaufstellungen

FC Carl Zeiss Jena: Coppens - Sucsuz (25. Bock), Grösch, Slamar, Fl. Brügmann - Tschenkoua (46. Rogerson), Erlbeck, Eckardt, Wolfram (46. Schau) - Starke, Fe. Brügmann

Halescher FC: Eisele - Heyer, Lindenhahn, Bahn, Sohm, Fetsch (76. Tuma), Washausen, Ajani (66. Fiedler), Manu, Jopek (85. Arkenberg), Landgraf

Tore:

0:1 Fetsch (15.)
0:2 Sohm (41.)
0:3 Manu (45.)

Zuschauer: 8.024

Schiedsrichter: Tobias Reichel (Asmir Osmanagic / Tobias Endniß)

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