Eine Immobilie, die für zehntausende Menschen so viel mehr ist als Beton und Stahl, die Heimat und Erinnerungen, Liebe und Emotionen in sich vereint. Nach fast einem Vierteljahrhundert des Wartens auf und Kampfes um einen fußballgerechten Umbau des Ernst-Abbe-Sportfelds, einem Vierteljahrhundert lokalpolitischen Gezerres, vom Verrottenlassens der einst höchsten Flutlichtmasten Europas bis zu A4-Phantasien war der Moment der feierlichen Einweihung der wunderschönen Arena am traditionsreichen Standort im Paradies ein in jeder Hinsicht Besonderer. Und so manch einer war froh über die Schweißperlen ob der tropischen Temperaturen, ließen sie doch die ein oder andere Träne der Rührung unerkannt.
Selbst der zur Feier geladene Gast war stimmig. Der ehemalige italienische Meister, mehrfache Pokalsieger und Europapokalgewinner U.C. Sampdoria hatte seine Reise ins Paradies gleich mit einem zweiwöchigen Trainingslager an der Saale hellem Strande verknüpft. Und manch Zeiss-Fan sah die Genueser ein zweites Mal, nachdem sie in den späten 80ern der letzte von Jenas illustren EC-Gegnern waren.
Nach dem festlichen Rahmenprogramm vor der Begegnung wurde Fußball gespielt, und das von unserer Mannschaft äußerst beherzt. Elias Löder, in der Halbzeitpause von Ostthüringer Zeitung und FCC Supporters Club zum Spieler der Saison 2023/24 gekürt, hatte die frühe Führung auf dem Fuß, scheiterte aber im 1:1 an Sampdorias Keeper Nicola Ravaglia (5.). Auch nach einer halben Stunde war er einem Treffer nahe nach Prokopenkos Sturmlauf und Vorarbeit. Ansonsten sahen die 11.400 Zuschauer vor allem ein Privatduell zwischen Alexios Dedidis im Jenaer Tor und Genuas Massimo Coda. Ein ums andere Mal klärte der Deutschgrieche, der den an einem Hämatom leidenden Liesegang vertrat, überragend gegen den bulligen Neuner mit siebenstelligem Marktwert. Zweimal aber war er chancenlos: Nach 12 Spielminuten musste er Codas Drehschuss passieren lassen, mit dem Pausenpfiff parierte er zwar gegen ihn, doch Venuti versenkte den Abpraller. Es ging zur Freude der knapp 200 Tifosi im Gästeblock mit einem 0:2-Rückstand in die Kabinen, doch schmerzlicher für die meisten war die Ungewissheit ob einer verletzungsbedingten Auswechslung des am Freitag in Berlin so überragenden Erik Weinhauer wegen Knieproblemen. Unsere besten Genesungswünsche an den gebürtigen Quedlinburger.
Mit dem Wechsel der Seiten wurde auch personell kräftig getauscht und Henning Bürger gab zahlreichen jungen Kickern die Gelegenheit, diesen magischen Abend in vollen Zügen genießen zu können. Der italienische Zweitligist agierte überlegen, doch der FCC setzte immer wieder Nadelstiche und durfte sich über den kuriosen Anschlusstreffer nach einem missglückten Rückpass freuen. Sampdorias Keeper indes erlitt das gleiche Schicksal wie Weinhauer zuvor, verletzte sich in der Aktion schwer und musste vom Platz getragen werden. Guarisci presto! Während sich der Himmel über Kernbergen und Forst violett färbte, Jenas Ultras in der Südkurve Freudenfeuer ob der langersehnten Rückkehr an ihren Herzensstandort entzündeten, entfachte auch Jenas Elf eine furiose Schlussviertelstunde. Petermann per Direktabnahme, Gipson auf die Latte sowie Zank frei vor dem Tor hatten den Ausgleich auf Fuß und Kopf. Auf der Gegenseite zeigte der eingewechselte Till Härting sein Können unter anderem gegen La Gumina. Am Ende stand ein respektables Abschneiden gegen ein Team, das sich den Aufstieg in die Serie A zum Ziel gesetzt hat, an einem Abend, der noch lange in Erinnerung bleiben wird. Und der mit einem verdunkelten Ernst-Abbe-Sportfeld, Lichter auf den Rängen und Feuerwerk hinter der Südkurve seinen Höhepunkt fand. Danke all jenen, die um dieses Stadion gekämpft, gestritten und nie aufgegeben haben.
Jena: Dedidis (71. Härting), Krämer (46. Smyla), Reddemann (64. Hessel), El-Haija (Werner), Butzen (46. Richter) - Schau (46. Petermann), Weinhauer (15. Muqaj), Gipson, Prokopenko (46. Kampe) - Löder (46. Wendt), Zank
Genua: Ravaglia - Bereszynski, Barreca, Meulensteen, Ferrari, Vulicic, Venuti, Akinsanmiro, Coda, Ricci, Borini
Schiedsrichter: Daniel Bartnitzki
Zuschauer: 11.397
Tore: 0:1 Coda (12.), 0:2 Venuti (45.), 1:2 Eigentor (67.)