Erstklassig: U17 kehrt als Meister ins Oberhaus zurück

05.05.2019

Die U17 ist Regionalliga-Meister und steigt in die Bundesliga auf! Der frühe Zeitpunkt des Titelgewinns überraschte das Team allerdings völlig. Trainer Daniel Wölfel ist "total stolz".

Als Schiedsrichter Felix Kettner am Samstag das Duell in der B-Junioren-Regionalliga Nordost abpfiff, freuten sich Spieler und Trainer des FC Carl Zeiss Jena über den deutlichen 5:1-Erfolg gegen den FC Viktoria 1889 Berlin. Hunderte Zuschauer, die auf dem Weg zur Drittliga-Partie des „erwachsenen“ FCC am Amateurstation haltmachten, würdigten die Leistung der Junioren mit Beifall. Die U17 führt die Tabelle der Regionalliga an. Vor dem Spiel betrug der Vorsprung auf den Tabellenzweiten Halleschen FC sieben Punkte; Halle empfing den Tabellenzehnten Dynamo Dresden II zum Heimspiel – eine durchaus lösbare Aufgabe. Jenas Sieg gegen Viktoria wahrte die Distanz. Würde der FCC auch Mitte Mai das bevorstehende Auswärtsspiel in Schlotheim gewinnen, wäre des Sieben-Punkte-Polster für die Verfolger nicht mehr einholbar und in ebendiesem Fall die Meisterschaft und der Bundesliga-Aufstieg perfekt.

Vorausschauend bat Jenas Sportfotografen-Legende Peter „pepo“ Poser die Junioren bereits vorab zum Jubel-Foto. Danach verschwanden die jungen Männer in der Kabine. Als die ersten Spieler bereits auf der Heimreise waren, wurde offenbar, dass der HFC das Duell gegen Dresden völlig überraschend mit 1:2 verloren hatte. Damit war der Vorsprung drei Spieltage vor Schluss urplötzlich von sieben auf zehn Punkte angewachsen – und Jena Meister. Zunächst hatte das aber niemand gewusst. Trainer Daniel Wölfel saß Stunden nach dem unerwartet zeitigen Triumph mit gemischten Gefühlen in seinem Büro: „Als wir es erfahren haben, waren nur noch ein paar Jungs in der Kabine. Wir haben uns gefreut, aber es ist eben etwas völlig anderes, als den Erfolg gemeinsam nach dem Spiel auf dem Platz zu feiern“, sagte der 29-Jährige sichtlich zerknirscht. Die Mannschaft konnte ihren besonderen Erfolg, den Aufstieg, nicht gemeinsam bejubeln. „Das ist ein Wermutstropfen“, bekräftigte Wölfel und ergänzte schmunzelnd: „Wir sträuben uns aber natürlich nicht dagegen!“

Das Spiel

Im Duell mit Viktoria boten die Jungs ihre Klasse dar: „Wir haben über weite Strecken ein kontrolliertes, gutes Spiel gemacht. Die Zuschauer haben ein sehr sehr ansehnliches Regionalliga-Spiel zu sehen bekommen“, sagte Daniel Wölfel stolz. Die Blau-Gelb-Weißen kamen gut in die Partie hinein und gingen bereits in der zehnten Minute in Führung – David Brählers Flanke erreichte Silas Hagemann, der den Ball ins Tor schoss. Einen leichtsinnigen Fehler im Spielaufbau bestraften die Gäste knallhart: Konstantinos Grigoriadis stellte in der 20. Minute den kurzzeitigen Ausgleich her. Nur wenige Augenblicke danach unterlief Viktorias Torhüter Paul Mundstock einen Freistoß, den sein Mitspieler Elias Burda unglücklich mit dem Fuß ins eigene Tor lenkte (23.). „Von da an waren wir wieder spielbestimmend“, sagte Wölfel. Die Mannschaft habe immerzu spielerische Lösungen gesucht, habe sich genügend Durchbrüche und Möglichkeiten erarbeitet; gegen Ende der Halbzeit parierte Berlins Torhüter Paul Mundstock einen Elfmeter von David Brähler. „Die Führung zur Pause war verdient, aber nicht hoch genug“, resümierte der Trainer. Nach dem Seitenwechsel legte Jena sofort nach und schraubte gleich mit der ersten Offensivaktion den Spielstand in die Höhe: Max Grimm setzte Alexander Prokopenko in Szene, der von der Außenbahn eine perfekte Flanke ins Zentrum schlug, die Vorbereiter Max Grimm selbst per Kopf verwandelte – 3:1. Für mehrere Minuten verlor die Zeiss-Elf dann ihren Faden: Chancen, das Spiel in dieser Phase zu entscheiden, nutzte die Mannschaft nicht und ließ im Gegenzug mehr zu. Glück hatten die Platzherren, dass Schiedsrichter Kettner den Berlinern einen vertretbaren Strafstoß nicht gewährte. Wegen einer roten Karte nach einem harten Frustfoul spielte Viktoria ab der 65. Minute zu zehnt. Die Überzahl nutzen die wieder zielstrebigeren Jenaer gut aus: Zuerst traf David Brähler zum 4:1 (66.) und abschließend „chipte“ Philipp Schmitz den Ball zum 5:1-Endstand (74.) ins Tor.

Die Rückkehr ins Oberhaus

Nach drei Regionalliga-Spielzeiten kehrt der FC Carl Zeiss Jena damit in die B-Junioren-Bundesliga Nord/Nordost zurück. „Das ist der verdiente Lohn für ein Jahr harte Arbeit“, sagte Trainer Daniel Wölfel glücklich. Seit 21 Spielen ist die Mannschaft ungeschlagen; der Sieg gegen Viktoria ist der fünfte in Serie. Die einzige – Wölfel: „unverdiente und unnötige“ – Niederlage kassierte die Zeiss-Elf am zweiten Spieltag beim F.C. Hansa Rostock.
Das größte Pfund der Mannschaft ist ihre Geschlossenheit. Die individuelle Qualität aller Spieler im Kader ist hoch. „Aber die Jungs wissen genau, dass sie alleine keine Spiele gewinnen können“, sagte der Trainer. Mit viel Disziplin, Konzentration und hoher Einsatzbereitschaft stellten sich die jungen Männer jeder Aufgabe. „Und klar, wenn du lange nicht verlierst, wächst die Sicherheit, spielst du dominanter und traust dir mehr zu“, konstatierte Wölfel.

Jeder Spieler im Kader, unabhängig seiner Einsatzzeiten, von der Nummer 1 bis zur Nummer 22, habe unerlässlichen Anteil am Gewinn der Meisterschaft. Der Grundstein eines solchen Erfolgs werde im Training gelegt und dort belebe die Konkurrenz sprichwörtlich das Geschäft. Verletzungsbedingte Ausfälle ihrer Mitspieler konnten die Jungs problemlos kompensieren. „Alle haben sich weiterentwickelt“, stellte Daniel Wölfel fest. Und während beispielsweise die Verfolger aus Halle und Magedeburg ausschließlich mit Spielern des älteren B-Junioren-Jahrgangs antreten, baut Jena auch auf Spieler des jüngeren Jahrgangs – vier davon standen gegen Viktoria in der Startformation.
'Dank gebühre dem Funktionsteam: Begonnen bei Co-Trainer Frank Berger – Wölfel: „meinem ruhigen Gegenpol“ – und Torwarttrainer Heiko König – „der excellente Arbeit leistet“ – über Psychologin Franziska Lath, Athletiktrainer Gianluca Fraternali, das Physio-Team um Denny Gröschel bis hin zur – „sich sensationell um die Mannschaft kümmernden“ – Mannschaftsleitern Carmen Neubert. „Ohne sie alle hätten wir das nicht geschafft!“

Der Meistertrainer selbst wechselte erst zu Beginn der Saison vom Chemnitzer FC ins Paradies. Nach 21 „himmelblauen“ Jahren ist der FC Carl Zeiss Jena seine erste Trainerstation außerhalb seines Heimatvereins. Zwar habe er von Beginn an gewusst, dass die Mannschaft das Potential habe, oben mitzuspielen. Dass die Blau-Gelb-Weißen aber schon drei Spieltage vor dem Ende der Saison als Meister und Aufsteiger feststünden, sei so nicht zu erwarten gewesen. „Ich bin einfach total stolz auf die Jungs“, sagte Daniel Wölfel beeindruckt.

 

Die Aufstellung unseres FC Carl Zeiss Jena: Kevin Kratzsch – Jonas Scherf, Rocco Baxmann, Patrick Scheder, Alexander Prokopenko (68. Oskar Zorn), David Brähler, Silas Hagemann, Philipp Schmitz, Max Grimm (63. Maximilian Müller), Vincent Starkloff(65. Karim Attabi), Ian Tietze (34. Joseph Kyle Linge). Ersatztorwart: Eric Kunth.

Der Blick in die Tabelle nach 23 von 26 Spieltagen:
1. FC Carl Zeiss Jena (56 Punkte, 60:20 Tore)
2. Hallescher FC (46, 42:22)
3. Hertha BSC II (44, 50:26 / bereits 24 Spiele)
4. 1. FC Magdeburg (43, 47:23)

8. FC Viktoria 1889 Berlin (34, 42:33).

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