FC Carl Zeiss Jena lehnt die Austragung der Weltmeisterschaft durch den Staat Katar ab

18.11.2022

Im Rahmen der Mitgliederversammlung am 12.11.2022 präsentierte die Arbeitsgruppe "BOYCOTT QATAR 2022" ihren Aufruf zur Auseinandersetzung mit der WM in diesem Jahr vor den anwesenden Mitgliedern.

Die Reaktion aus der MItgliedschaft war eindeutig: eine klare Zustimmung in Form von Applaus. Der Aufruf wird von den Mitgliedern und dem Präsidium unterstützt, wodurch folgender Leitsatz gemeinschaftlich festgehalten wird:

 

Der FC Carl Zeiss Jena e.V. setzt sich konsequent kritisch mit der im November und Dezember stattfindenden FIFA-Fußballweltmeisterschaft der Männer 2022 auseinander und lehnt die Austragung durch den Staat Katar ab. Desweiteren ruft der eingetragene Verein seine Mitglieder, Anhänger:innen und Unterstützer:innen dazu auf, sich dieser Haltung anzuschließen.

 

Die Argumente liegen allen Personen offen und sind nicht von der Hand zu weisen. Die Antragsteller formulieren ihre Beweggründe wie folgt:

"Weil wir Fußball lieben, dieser die Basis unseres Clubs ist und tausende Menschen der blaugelbweißen Fahne folgen, übernehmen wir Verantwortung und verweigern den Konsum der diesjährigen Weltmeisterschaft.

Die Bedingungen, unter denen ausländische Gastarbeiter:innen in Katar auf den WM-Baustellen schuften mussten und müssen, sind unmenschlich. Sie leben in schlimmsten Wohnverhältnissen, werden teilweise um ihren unwürdig niedrigen Lohn betrogen und arbeiten unter lebensgefährlichen Umständen - im mittlerweile reichsten Land der Welt. Sie haben, trotz gesetzlicher Änderungen, praktisch immer noch kaum die Möglichkeit der Kündigung oder Heimreise. Nach verschiedenen Berichten sind bisher mehrere tausend Arbeiter:innen auf unzähligen Großprojekten in Katar, unter anderem auf den WM-Baustellen, ums Leben gekommen. Diese Menschen starben für den Fußball, unseren Sport, unsere gemeinsame Sache.

Der Fußball im Allgemeinen und der FC Carl Zeiss Jena im Besonderen stehen ohne Zweifel für Offenheit, Fairness, Toleranz und Vielfältigkeit. Mit der Vergabe des vormals bedeutendsten Fußballturniers der Welt nach Katar, ignorierte der Fußballweltverband die miserable Menschenrechtslage, Korruption, Unterdrückung, Folter, Intoleranz, Sklaverei und Ausbeutung vor Ort. Die unmoralische Kommerzialisierung unseres Sports ist damit auf eine neue Ebene gehoben wurden. Daher ist die Zeit für uns reif, sich klar zu positionieren.

Es gilt in diesen Tagen, sich zu erheben und als traditionsreicher Fußballverein auch die eigene gesellschaftliche Verantwortung zu erkennen. Auch wenn der FC Carl Zeiss Jena im Moment sehr weit vom internationalen Fußball entfernt ist, so hat er doch ganz sicher Einfluss auf zehntausende leidenschaftliche Fußballfreund:innen in jedem Alter. Es könnte uns egal sein - darf es aber nicht. Mit über 4.500 Mitgliedern und regelmäßigen Zusammenkünften während und abseits der Spiele, sollten wir eine Plattform für den kritischen Umgang mit den Schattenseiten der Fußballvermarktung sein, um den nachfolgenden Generationen an Spielern und Fans einen moralischen Kompass zu erhalten.

Anders als in höheren Ligen werden wir parallel zur WM weiter in der Regionalliga antreten, die Spiele werden in Konkurrenz zueinander stehen. Der FC Carl Zeiss füllt daher fortan den Ansatz „support your local team“ mit neuem Leben. Fußball ist im Stadion und der Stadionbesuch im heimischen Ernst-Abbe-Sportfeld und auswärts muss gerade während der Spiele in Katar über allem stehen und beworben werden. Wir sind dabei nicht die Alternative zur WM, wir sind der Fußball und selbiger ist noch nicht verloren.


In diesem Zusammenhang rufen die Mitglieder die Gremien und Angestellten des FC Carl Zeiss Jena auf, die Kritik in und gegenüber den Verbänden zu vertreten. Wir schreiben uns den Slogan „MehrAlsFußball“ auf die Fahnen – nun ist es an der Zeit, eine klare Haltung zur FIFA-WM 2022 nach innen zu entwickeln und nach außen argumentativ zu verteidigen."

 

Hier geht es zum Antrag in Originalform

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