Ist der Start ins neue Jahr zumeist von guten Vorsätzen geprägt, so dominierten beim FCC die Erfolgsmeldungen aus der medizinischen Abteilung die ersten 2025er-Wochen. Cheftrainer Henning Bürger konnte nach überstandener Krankheit wieder die Geschicke leiten, und durfte sich zudem über die Rückkehr einer Reihe von Langzeitverletzten freuen. Umso überraschender aber, in der Startaufstellung zum Jahresauftakt gegen den Greifswalder FC gleich fünf junge Eigengewächse zu sehen, einschließlich eines Startelfdebüts für den 18jährigen Jona Kratzenberg. Dieser beackerte die linke Außenposition im Mittelfeld neben Muqaj, Petermann und Tattermusch, während dahinter Nils Butzen auf seiner Lieblingsposition agierte, Hessel/El Haija das Innenverteidigerduo gaben und Gipson die Viererkette komplettierte. Im Angriff sahen die knapp 6.000 Zuschauer Benjamin Zank und leicht zurückgezogen Erik Weinhauer.
Der ambitionierte GFC, mit seinem Spitzenkader im bisherigen Saisonverlauf klar hinter den Erwartungen geblieben, war mit einem überzeugenden 4:1 über Victoria Berlin ins neue Jahr gestartet und trug von Beginn an zu einem munteren Regionalligaspiel auf bisweilen gutem Niveau bei, soweit es die schwierigen Platzverhältnisse bei Temperaturen um den Gefrierpunkt zuließen. Jena begann mit einigen Halbchancen, Ndualu konterte gefährlich (4.), Weinhauer vergab (8.), Liesegang hielt gegen Vogt (9.), es ging munter hin und her zwischen Nord- und Südkurve, die mit einer Choreo zur Untermalung der Forderung nach einem Ende der Pyrotechnik-Verbandsstrafen einleitete. Jena begegnete der individuellen Klasse der Gäste mit intensivem Laufspiel, doch mit zunehmendem Spielverlauf verflachte die Partie etwas. Dem FCC misslang im an sich gefälligen Offensivspiel oftmals der letzte Pass, während hinten Liesegang gegen den freistehenden Atilgan (21.) und bei einem gefährlichen Benyamina-Kopfball (31.) die Null in die Halbzeitpause rettete.
Personell unverändert ging es nach dem Seitenwechsel weiter, jedoch mit einer nun noch energischer auftretenden Elf aus Vorpommern, die nach 53 Minuten nicht unverdient in Führung ging. Ndualu war an der rechten Grundlinie durchgebrochen und brachte das Leder in den 5m-Raum, wo Benyamina unter Bedrängnis und in unmöglicher Position all seine Klasse von 285 Drittligabegegnungen ausspielte und mit der Hacke vollendete. Der FCC antwortete wütend, doch Weinhauer, Zank und Co. fehlte wie schon im ersten Durchgang die Präzision im letzten Abschnitt. 20 Minuten vor dem Ende war es dann doch soweit. Jenas siebter Eckball, hervorragend von Weinhauer erkämpft, gelangte an den langen Pfosten, wo Zanks Schädel das Leder zurück an den kurzen Pfosten beförderte, an dem Tattermusch überlegt einköpfte. Weinhauer mit Seitfallzieher und Prokopenko übers Tor auf der einen, Kratzer nach Petermann-Stockfehler auf der anderen Seite hatten noch Möglichkeiten zum Sieg, unter dem Strich aber hatte die Begegnung keinen Verlierer verdient, stand eine leistungsgerechte Punkteteilung zu Buche. Mit dem späten Highlight der Einwechslung Marcel Hoppes in seinem ersten Einsatz seit Sommer 2023.
Trainerstimmen:
Markus Zschiesche: Es war ein sehr intensives, leidenschaftliches Spiel. Wir sind ein bisschen enttäuscht, nicht 3 Punkte mitgenommen zu haben, da wir viele Momente hatten, um ein Tor zu erzielen. Wir haben vor der Pause ein sehr gutes Auswärtsspiel gemacht und in der zweiten Hälfte dort weitergemacht, mit der Führung auch ein Ausrufezeichen gesetzt. Danach haben wir etwas nachgelassen, auch wegen der Druck- und Drangphase Jenas mit dem Publikum im Rücken. Dann fällt das Tor, man kann auch nicht alles wegverteidigen. Als wir dann wieder aktiver wurden, hatten wir noch einmal die Möglichkeit. Insgesamt respektieren und akzeptieren wir den Punkt, weil es im Großen und Ganzen in Ordnung geht.
Henning Bürger: Markus ist unzufrieden, ich bin zufrieden. Ich glaube, dass uns Liese in der ersten Hälfte in zwei Situationen im Spiel gehalten hat. Komischerweise sind wir erst nach dem Rückstand in die Gänge gekommen, haben dann aber viel investiert und geackert. Wir wussten noch nicht, wo wir stehen, auch mit der vielleicht für einige überraschenden Aufstellung. Haben aber heute mit einem sehr intensiven Spiel und guter Energie einen Punkt geholt, mit dem ich zufrieden bin. Wir müssen uns weiter entwickeln, man hat das heute gesehen gegen ausgebuffte Männer, da müssen wir weiterhin lernen. Die jungen Spieler haben sich ihre Einsätze heute durch hervorragende Trainingsleistungen verdient.
FC Carl Zeiss Jena: Liesegang - Butzen, Hessel, El Haija, Gipson - Petermann, Muqaj, Kratzenberg (65. Prokopenko), Tattermusch - Weinhauer (88. Hoppe), Zank
Greifswalder FC: Jakubov - Hollenbach, Farr, Engel (71. Griebsch), Heil (71. Weber), Vogt, Sanin (63. Daedlow), Ndualu (63. Kratzer), Schmedemann, Benyamina, Atilgan (87. Kosak)
Schiedsrichter: Philipp Jacob (Jens Klemm / Max Kluge)
Tore: 0:1 Benyamina (54.), 1:1 Tattermusch (69.)
Zuschauer: 5.814