Packende Abwehrschlacht mit Happy End

18.03.2023

Der FCC gewinnt sein Heimspiel gegen Chemie Leipzig mit 2:0. Dedidis hatte Jena in einer leicht überlegen geführten ersten Hälfte in Führung gebracht. Nach der Pause verteidigte die Klingbeil-Elf trotz verletzungsbedingter Ausfälle gegen starke Chemiker mit viel Herz, bevor Dahlkes 2:0 in der Schlussminute drei Punkte sicherstellte.

Nach zwei zwangsweise spielfreien Wochen nahm René Klingbeil nur eine Veränderung in der Startelf vor: Für den gelbgesperrten Kevin Wolf rückte Derby-Unglücksrabe Ken Gipson, der ebenso wie Marcel Hoppe unter der Woche seinen Arbeitsvertrag mit dem FCC verlängert hatte, in die Startelf. Chemie-Trainer Jagatic seinerseits schickte exakt die gleiche Elf ins Rennen, die am vergangenen Wochenende den CFC mit 3:0 deklassierte.

Der FCC brauchte eine Weile, um in den durch die Cottbuser Spielabsage verlorengegangenen Flow zu finden. Chemie spielte munter auf, ohne freilich zu Chancen zu kommen, und doch hatte Dedidis die frühe Führung auf dem Fuß, als er klug spekulierend in einen zu kurzen Rückpass lief, Keeper Bellot aber einen Tick eher dran war (7.). Über einen ruhig und überlegt vorgetragenen Spielaufbau versuchte Jena mehr und mehr Sicherheit zu finden, und konnte mit zunehmender Spieldauer auch jenes Kurzpassspiel im Mittelfeld etablieren, dass seit der Amtsübernahme René Klingbeils zum Markenzeichen zu werden scheint. Somit ergaben sich Möglichkeiten, so als Verkamp die überirdische Vorarbeit von Krauß frei vor Bellot nicht zu verwerten vermochte (17.), oder bei Gipsons Kopfball übers Tor (26.). Kurz darauf durften die Zeissfans unter den 4.522 Zuschauer endlich jubeln. Krauß setzte sich auf dem linken Flügel zunächst körperlich stark gegen Brügmann durch, ließ dann Horschig eiskalt stehen und zog in den Strafraum ein. Sein präzises Anspiel ins Zentrum verwertete Dedidis unter Bedrängnis flach zum 1:0.

War es bis dahin ein fußballerisch interessantes Spiel zweier Teams mit unterschiedlichen Spielphilosphien, so geriet der spielerische Aspekt bis zur Pause in den Hintergrund. Schiedsrichter Hagemann hatte die harte Gangart der Gäste (insgesamt ca. 20 Fouls allein an Maximilian Krauß) mit Ignoranz belohnt und somit zu mehr ermutigt, so dass Verletzungsunterbrechungen und hochkochende Emotionen an der Tagesordnung waren. Bis auf Lämmels Freistoß übers Tor und Leipzigs erste echte Torchance mit dem Pausenpfiff, die Jenas Verteidigung erst im dritten Versuch unter Kontrolle bekam, blieben die Highlights in den Strafräumen aus.

Suchten die Leutscher ihr Heil in der ersten Hälfte fast ausschließlich in langen Bällen auf Mauer oder Jäpel, so kamen sie deutlich aktiver aus der Kabine, unterbanden Jenas bis dahin geordnetes Aufbauspiel mit frühem Pressing. Und das zeigte Wirkung. Der Tabellenvierte verlor etwas die Spielkontrolle und es bedurfte einer Verteidigungsleistung mit sehr viel Herz, um mehrere hochkarätige Ausgleichsmöglichkeiten zu vereiteln. Zudem musste Burim Halili schon nach 56 Minuten das Spielfeld verletzungsbedingt verlassen, und auch beim für ihn eingewechselten Hehne war alsbald Schluss, was eine komplette Umstellung der Viererkette zur Folge hatte. Doch Mäder nach Fehlpass Lämmels im Spielaufbau (58.), Bury, der gleich zweimal an sich in seinen Schuss werfenden Jenaern scheitert (60.), Brügmann, dessen Volleygranate Kunz riesig klärt (72.), Jäpel mit Schlenzer (83.) und zu guter Letzt Eshele, dessen wuchtigen Kopfball Kunz in grapenthinhafter Weise aus dem Eck kratzt (85.) scheiterten in ihren Versuchen. Der FCC seinerseits konnte erst gegen Ende des Spiels wieder offensive Akzente setzen, so als Grimm an einer Muiomo-Flanke vorbei fliegt (76.), Krauß‘ Schlenzer an der Latte landet, und schließlich beim erlösenden 2:0 in der Schlussminute. Grimm hatte sich auf dem rechten Flügel durchgesetzt, seine Hereingabe leitet der eingechselte Knöferl an Dahlke weiter, der in der Rückwärtsbewegung den Ball filigran über Benjamin Bellot und ins Tor lupft und damit nach sieben langen Monaten erstmals wieder knipst. Krauß, Petermann und Muiomo hatten in der fünfminütigen Nachspielzeit noch Möglichkeiten zur Resultatserhöhung. Doch dies hätte den Gästen unrecht getan, denen der zweite Abschnitt gehörte.

War der FCC im Hinspiel lange Zeit das bessere Team und musste recht unglücklich die erste Saisonniederlage einstecken, so hatte man heute in entscheidenden Situationen Fortuna auf seiner Seite, nebst eines überragenden Kevin Kunz. Vor allem aber zeigte man in einer packenden, emotionalen und kampfbetonten Partie Zähne. Kämpferqualitäten werden auch Samstag in einer Woche benötigt werden, wenn Heiko Webers ZFC Meuselwitz zum Pokalhalbfinale ins Paradies kommt. 

 

Trainerstimmen:

Miroslav Jagatic: So ist der Fußball, manchmal muss man sich zwingen, die Containance zu bewahren. Am Anfang haben sich beide Mannschaften etwas abgetastet. Durch eigene Fehler geht Jena mit 1:0 in Führung. Aber in der zwieten Halbzeit, das war Chemie Leipzig wie wir uns mögen. Wir haben 35 Minuten alles gegeben. Dass sich am Ende für Jena Räume öffnen war klar. Aber so viele Chancen wie wir gegen die beste Abwehr der Liga kreiert haben, das musst du erstmal hinkriegen. Man sagt, wir hätten einen Punkt verdient gehabt, aber ich finde, dass wir sogar drei Punkte verdient gehabt hätten. Ich fand heute, dass es nicht übertrieben hart war. Leider hat Jena immer wenn wir gepustet haben, das Spiel langsam gemacht. Dickes Dankeschön trotzdem an beide Fanlager, das waren tolle Emotionen. 

René Klingbeil: Ich bin unheimlich stolz auf die Mannschaft, was sie heute geleistet hat. Wir haben ziemliche Scheiße gespielt, aber wir haben gekämpft. Es ist eine junge Mannschaft, Durchschnittsalter 25 Jahre. Wie diese Truppe, obwohl sie nicht gut gespielt hat, sich gegen den Ausgleich gestemmt hat, das freut mich ungemein. Es gehört in dieser Liga dazu, zu kämpfen, zu arbeiten. Am Ende war das Ergebnis sicher etwas zu hoch, aber es freut mich für Jan Dahlke, wie er das 2:0 gemacht hat. Jetzt schauen wir mal, das die Verletzten machen. Unter dem Strich war es nicht so ein Spiel, wie wir es uns vorgenommen haben. Aber aus der Art und Weise können wir unglaublich viel mitnehmen.

Jena: Kunz – Hoppe, Strietzel, Halili (56. Hehne, 77. Dahlke), Gipson – Lämmel, Petermann, Verkamp (68. Grimm) – Krauß, Muiomo, Dedidis (68. Knöferl)

Leipzig: Bellot – Brügmann, Wajer (58. Surek), Bury, Mauer, Mast, Wendt (85. Keßler), Mäder (73. Eshele), Harant, Jäpel, Horschig

Schiedsrichter: Tobias Hagemann (Florian Lukawski / Toni Bauer)

Zuschauer: 4.522

Tore: 1:0 Dedidis (28.), 2:0 Dahlke (90.)

 

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