Zentimeter fehlen zum Punktgewinn

28.10.2020

Die Siegesserie ist gerissen. Nach sechs Begegnungen ohne Punktverlust hat unser Team sein Heimspiel gegen Energie Cottbus mit 1:2 verloren. Zur Halbzeit mit zwei Toren hinten liegend und durch einen Feldverweis dezimiert, wurde die Aufholjagd nach der Pause nicht belohnt. Noch in der letzten Minute der Nachspielzeit landete der Ball am Pfosten des Cottbuser Tores.

Dabei standen die Vorzeichen nicht schlecht, die schöne Siegesserie mit dem Sprung in die Spitzengruppe der Tabelle weiterführen zu können. Waren die Lausitzer doch im bisherigen Saisonverlauf unter den eigenen Erwartungen geblieben, hatten bei einer Begegnung mehr sieben Punkte weniger als der FCC einsammeln können. Und der besaß auch die erste Torgelegenheit nach zehn Spielminuten, als Grösch am eigenen Strafraum Zweikampfsieger gegen Hoppe blieb und unverzüglich einen Gegenangriff einleitete, den Verkamp mit einem zur Ecke abgelenkten Schuss abschloss. Energie hatte wie in den letzten Partien mit einer Dreierkette begonnen, stellte aber frühzeitig auf vier Verteidiger um und wartete ohne spielgestalterische Ambitionen auf Fehler des Kontrahenten. Der unterlief nach 13 Minuten durch einen Ballverlust im Mittelfeld, durch den sich zwei Jenaer Verteidiger prompt vier Angreifern gegenübersahen. Der bis 2019 im EAS kickende Felix Brügmann scheiterte aber an Lukas Sedlack, der auch noch den darauffolgenden Kopfball fing und einen allzu frühen Rückstand zu verhindern vermochte.

Dieser Rückstand allerdings ließ danach nur weitere sieben Minuten auf sich warten. Hatte Fabian Eisele gegen FCE-Keeper Stahl gerade noch eine Jenaer Chance liegen lassen, war es beim darauffolgenden Gästeangriff Kapitän Jan Koch, der mit einem Aufsetzerball ins lange Eck Sedlack überwandt. Nun war diese Situation unserer Mannschaft durchaus vertraut, hatte doch erst im letzten Heimspiel gegen Chemnitz ebenfalls der Gast das erste Tor geschossen. Doch mehr als vor zwei Wochen mangelte es an Impulsen aus dem Jenaer Mittelfeld, ging den Aktionen die Zielstrebigkeit ab. War der erste Gegentreffer noch halbwegs überraschend gekommen, brachte das 0:2 nur noch Entsetzen unter den Jenaer Zuschauern auf der Tribüne. Ein überlegter Pass von Koch reichte und die komplette Zeiss-Abwehr war aus dem Spiel. So hatte Rico Gladrow keine Mühe, aus etwa 12 Metern zu vollenden. Dies sollte jedoch nicht der letzte Nackenschlag in Hälfte eins gewesen sein. Theodor Bergmann geriet kurz vor der Pause zwischen Hofmann und Erlbeck in die Klemme. Mit leichtem Schubser von hinten konnte er gar nicht ausweichen, um zu verhindern, so gegen Erlbeck zu prallen, dass dieser angeknockt zu Boden ging. Freistoß okay, Gelb dafür zu geben wäre schon hart gewesen, aber Referee Johannes Schipke zeigte glatt Rot! Klar, Schiedsrichter haben in Liga 4 nicht den Videobeweis zur Verfügung. Aber so krass danebengelegen wie in dieser Szene hat schon lange kein Referee mehr im Ernst-Abbe-Sportfeld.

Zwei Tore in Rückstand mit einem Mann weniger auf dem Platz – nach 45 Minuten schienen alle Messen schon gelesen. Doch siehe da, in der Pause war ein Ruck durch die Jenaer Reihen gegangen, ihr Auftreten ist nun ein gänzliches anderes. Was prompt zu Chancen führt, und was für welchen!  56. Minute, der eingewechselte Stauffer spielt schön auf Oesterhelweg, dieser mit einer flachen Hereingabe vors Tor. Verkamp verfehlt den Ball, doch Eisele erwischt ihn vollkommen unbedrängt auf Höhe des linken Pfostens – und schießt vorbei. In einer scheinbar ausweglosen Spielsituation, in die sich Blau-Gelb-Weiß selbst gebracht hat, teilweise aber auch hinein gezwungen wurde, muss so ein Ding einfach drin sein. Auch Verkamp besitzt gleich eine gute Chance zum Ausgleichstreffer, als er direkt vor Torwart Stahl auftaucht, das Leder jedoch nicht zu kontrollieren vermag (59.). Und weiter geht’s mit den Chancen im Dreiminutentakt. Freistoßball von Oesterhelweg, zentral aus 17 Metern, Stahl taucht ab, kann aber gar nicht anders, als diesen gefährlichen Ball prallen zu lassen. Verkamp kommt in Abstauberposition und macht wieder nichts daraus (62.). Allein dieser Dreierpack Mitte der zweiten Halbzeit zeigt, was bei ordentlicher Chancenverwertung noch alles möglich gewesen wäre. Kein Vorwurf hingegen an Lucas Stauffer in Minute 64, der ein Zuspiel Oesterhelwegs mit feinem Schuss verwertete, halt nur an einem noch besseren Energie-Schlussmann scheiterte.

Die Gäste bekamen nach vorn so gut wie gar nichts mehr hin. Lediglich in Minute 75 standen sie ein einziges Mal kurz vor der Spielentscheidung. Nach Freistoß Fricks fast von der Grundlinie aus verpassten gleich zwei  Rote aus Nahdistanz. Doch dann  sind schon wieder neun Jenaer Feldspieler am Zuge. 79. Minute, Schuss von Eisele, erneut hat der starke Toni Stahl die Finger dran. 83. Minute, Maximilian Oesterhelweg mit einer Hereingabe von der rechten Seite, Fabian Eisele stochert den Ball über die Linie, es steht nur noch 1:2! Sollte trotz Unterzahl und der zuvor vergebenen Chancen doch noch was drin sein in dieser Partie ? Düzel nimmt aus 15 Metern Maß, der Ball zischt knapp vorbei. In der vorletzten Minute der regulären Spielzeit wird Stahl beim Jenaer Eckstoß vom eigenen Mitspieler behindert. Schau reagiert sofort, schießt aber über die Latte. Vier Minuten Nachspielzeit werden angezeigt. Ein Viertel davon ist vorbei, da probiert Steinherr einen Seitfallzieher, der Ball dreht sich in Richtung Dreiangel, doch Stahl lenkt ihn mit den Fingerspitzen gerade noch zur Ecke. Und als die letzten Sekunden von der Uhr gnadenlos herunterticken, fliegt der Ball sogar noch an den Pfosten des Cottbuser Tores! Es sind nur Zentimeter, die zu einem Jenaer Punktgewinn fehlen. Nach dem in Teilen durchaus kritikwürdigen Auftritt während der ersten 45 Minuten hätten sich den unsere Jungs durch eine zunehmend mitreißende zweite Hälfte sehr wohl verdient gehabt.

Spieleinschätzung der Trainer

Dirk Lottner: "Nach der Niederlage am Sonntag sind wir erst einmal froh, mit einem Sieg heute die richtige Antwort gegeben zu haben. Der Gegner hat gerade in der zweiten Halbzeit gezeigt, warum er die letzten sechs Spiele zuvor gewonnen hat. Unsere Mannschaft hingegen hat eine klasse erste Halbeit gespielt. Dementsprechend fand ich, dass wir zur Pause verdient geführt haben. Da motivierst du deine Mannschaft, genau so weiter zu machen und das Gegenteil ist der Fall. Wir finden überhaupt keinen Zugriff mehr, obwohl wir in Überzahl sind. Aufgrund der vielen Aktionen in unserem Sechzehner sollten wir uns bei unserem Torhüter bedanken, dass wir das Spiel erfolgreich beenden konnten. Mit viel Glück, aber das sollten wir erstmal so mitnehmen."

Dirk Kuhnert: "Es war ein komisches Spiel. Wir waren die erste Halbzeit nicht richtig da, Cottbus im Umkehrspiel sehr stark. Mit zehn Mann hast du dann nicht viel zu verlieren und da muss ich sagen, Hut ab, Chapeau, die Mannschaft hat eine tolle zweite Halbzeit gespielt. Im Grunde musst du das Spiel eigentlich gewinnen, auch wenn sich das blöd anhört mit einem Mann weniger und 0:2. Aber wir hatten schon vor dem Anschlusstreffer Riesen-Gelegenheiten. Es war klar, dass wir hier nicht alle Spiele locker flockig für uns entscheiden und heute hat es halt nicht gereicht, weil wir die erste Halbzeit zu schwach waren. Mund abputzen, es geht weiter."
 

Statistik

Jena: Sedlak - Wolf (46. Stauffler), Slamar, Grösch, Lange (86. Steinherr); Bergmann; Oesterhelweg, Langer (46. Schau), Eckardt (73. Düzel); Verkamp (73. Dedidis), Eisele

Cottbus: Stahl - Jarosch, Rahn, Pelivan (86. Storb), Koch; Erlbeck; Gladrow (74. Frick), Hofmann, Hoppe; Eisenhuth (90.+1 Kujovic), Fe. Brügmann

Torfolge: 0:1 Koch (22.), 0:2 Gladrow (37.), 1:2 Eisele (83.)

Zuschauer: 250 (den Umständen entsprechend ausverkauft)

Schiedsrichter: Schipke (Wolmirstedt)

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