Wohl kaum ein Jenaer Trainer neben Georg Buschner hat die Geschichte unseres FC Carl Zeiss Jena derartig geprägt wie Hans Meyer, der die Zeiss-Elf in 468 Pflichtspielen auf nationaler wie internationaler Bühne betreute – so oft wie kein anderer Trainer an den Kernbergen. In dieser Zeit zwischen 1971 und 1984 holte er für die Jenaer Farben drei FDGB-Pokalsiege (1972, 1974, 1980) und erreichte mit der Jenaer Mannschaft 1981 das Endspiel im Europapokal der Pokalsieger, was ihm zurecht den Spitznamen „Mister Europacup“ einbrachte.
Dabei war Hans Meyer stets streitbar, geradlinig, mit scharfem Humor - gepaart mit einem guten Schuss Selbstironie, was ihn bis heute zu einem gleichsam beliebten wie auch gefürchteten Interviewpartner macht. Seine unterhaltsame Präsenz und sein Kenntnisreichtum sind unumstritten.
Hans Meyer, dessen korrekter Vorname Hans-Joachim ist, wurde inmitten des 2. Weltkrieges am 3. November 1942 im heute tschechischen Briesen (bei Bilin) geboren. Als Vertriebene siedelte sich seine Familie nach dem Kriegsende in Thüringen an, genauer gesagt in Roßleben. Er spielte Fußball und schloss sich, als er 1956 in Suhl seine Ausbildung zum Maschinenschlosser begann, der dortigen BSG Motor Suhl an. 1963 ging es von dort zum frischgebackenen DDR-Meister – dem SC Motor Jena. Dort konnte Hans Meyer unter Trainer Georg Buschner 1968 und 1970 wieder den Meistertitel an die Kernberge holen. In sieben Jahren als Fußballer in Jena brachte es Hans Meyer auf 30 Einsätze im Jenaer Dress, was ihn später resümieren ließ: „Ich habe zwar die Medaille umgehängt bekommen, war aber in einem Kader voller DDR-Nationalspieler nicht gut genug, um mich durchzusetzen.“ Und augenzwinkernd ergänzte Hans Meyer in der ihm eigenen humoristischen Art: „Ich konnte nicht lange laufen. Aber: Ich war auch nicht schnell!“
Dafür war er umso schneller als Cheftrainer in der DDR-Oberliga. Mit gerade einmal 27 Jahren wurde er der jüngste Oberligatrainer des DDR-Fußballs, nachdem er zuvor unter Chef Georg Buschner als Assistenztrainer tätig war. Dieser übernahm 1970 die DDR-Nationalmannschaft und musste diese nach einem Jahr in Doppelfunktion als FCC-Cheftrainer nun ab 1971 in alleiniger Funktion als Nationaltrainer betreuen. So übertrug er die Verantwortung in Jena nun an Hans Meyer. Seine Amtsübernahme war nach der erfolgreichen Ära unter Georg Buschner in der Jenaer Anhängerschaft nicht unumstritten. Man vermutete, Georg Buschner hätte mit Absicht den unerfahrenen Meyer als seinen Nachfolger empfohlen, um seine eigene spätere Rückkehr nach Jena zu ermöglichen. Im Zeiss-Werk wurden Unterschriften gegen den FCC-Trainer Meyer gesammelt. Später kommentierte er die damaligen Umstände, in seiner ihm eigenen Art, mit den Worten: "Als ich mit knapp 28 Jahren Trainer in Jena geworden bin, hat das eingeschlagen wie eine Bombe. Das war, als ob ein 18-jähriger Schiedsrichter wird und dann noch aus der Leichtathletik kommt."
Doch was mit so viel Skepsis unter der Anhängerschaft des FCC begann, sollte zu einer Erfolgsgeschichte werden, die auf ewig mit dem Namen Hans Meyer verbunden bleiben wird. Dabei nutzte er die hervorragende Arbeit, die ihm mit einer von Nationalspielern gespickten Jenaer Mannschaft übertragen wurde, und brachte zudem schnell seine eigene Handschrift mit ein – und neues, junges Personal. Gleich im ersten Jahr baute er erfolgreich die Talente Gerhard Hoppe (20), Gerd Struppert (20) und Norbert Schumann (18) mit ein. Als der FCC in der ersten Oberligasaison unter der Ägide Meyers nur Vierter wurde, war Hans Meyer als Cheftrainer nicht unumstritten. Doch der FDGB-Pokalsieg 1972 gegen die favorisierten Dresdner von Trainerlegende Walter Fritzsch brachte Hans Meyers ersten Titel – und hielt ihn im Amt. In den Folgejahren wird der FCC mehrfach Vize-Meister. Doch während der Meistertitel wieder und wieder knapp verfehlt wurde, so entwickelte sich unter Hans Meyer das Gen für K.O.-Spiele, das Jena noch zwei weitere Male den FDGB-Pokal gewinnen und bis ins europäische Pokalfinale 1981 vorstoßen ließ.
Lutz Lindemann, ehemaliger Schützling unter Trainer Hans Meyer, erinnerte sich: „Hans Meyer war eine absolute Autoritätsperson. Was er gesagt hat, war Gesetz. Aber gleichzeitig war er menschlich herausragend und hat die Härte des Trainings mit seinem großen Witz aufgelockert.“
Ja, Hans Meyer war auch nach seiner Zeit in Jena erfolgreich – und das über die Grenzen der ehemaligen DDR hinaus. Im holländischen Enschede, in Gladbach, Nürnberg oder Berlin. Und dennoch war Jena ganz sicher für ihn etwas Besonderes, weil hier im Paradies, zu Fuße der Kernberge alles begann.
Mit Hans Meyer feiert heute ein ganz besonderer Mann seinen 80. Geburtstag. Wir wünschen ihm von ganzen blaugelbweißen Herzen vor allen Dingen Gesundheit, ihm und seinem VfL Borussia Mönchengladbach, in deren Präsidium er seit 2011 Mitglied ist, viel Erfolg und wünschen uns ein baldiges Wiedersehen mit ihm – vielleicht im nächsten Jahr im neuen Ernst-Abbe-Sportfeld.
Lieber Hans Meyer, es verneigt sich in Dankbarkeit und voller großartiger Erinnerungen
Dein FC Carl Zeiss Jena.
Alles Gute zum Geburtstag!