Eberhard Vogel feiert seinen 80. Geburtstag

08.04.2023

Herzlichen Glückwunsch, Matz!

„Vogelfänger! Vogelgänger“ hallte es einst durchs Rund der Karl-Marx-Städter Fischerwiese - und nicht nur dort - Richtung Jenaer Bank. Als 1970 Eberhard Vogel von Karl-Marx-Stadt nach Jena zum FC Carl Zeiss wechselte, war dieser bereits Nationalspieler. Dieser Wechsel nach Jena schmerzte lange in der Stadt des „Nischels“.

Eberhard, den eigentlich alle nur „Matz“ nennen, was wohl auf das Synonym seines Nachnamens „Piepmatz“ zurückfällt, wurde inmitten des 2. Weltkrieges am 8. April 1943 in Altenhain geboren und begann mit 9 Jahren bei Traktor Niederwiesa mit dem Fußballspielen. In seiner Zeit von 1959 bis 1970 in Karl-Marx-Stadt wurde er 1967 bereits DDR-Fußballmeister und holte bei den Olympischen Spielen 1964 in Tokio mit der DDR-Auswahl die Bronzemedaille. Matz Vogel war also schon einer, als er 1970 nach Jena kam.

Wer Matz Vogel einst spielen sah, erinnert sich ganz sicher an einen dribbelstarken, technisch versierten und schnellen Linksfuß. Matz war eine Augenweide und ein Mann der Rekorde. Er wurde mit unserem FCC dreimal FDGB-Pokalsieger (1972, 1974, 1980 ), fünfmal DDR-Vizemeister (1971, 1973, 1974, 1975, 1981) und erreichte mit dem FCC 1981 das Finale im Europapokal. Das 1:2 gegen Dynamo Tiflis - in Düsseldorf vor leeren Rängen - ärgert ihn bis heute. "Anstatt uns zurückzuziehen, stürmten wir naiv weiter." Vogel war an diesem Tag 38 Jahre und 35 Tage jung und ist bis heute der neuntälteste Spieler, der je ein Europacupfinale bestritt. Das sind Fakten, die Statistiker interessieren. Noch mehr als die puren Zahlen, die schon beeindruckend genug sind, bleiben die Bilder im Kopf, die Matz Vogel den Fußballfans auf ewig ins Gedächtnis brannte. Dazu gehören ganz sicher zwei seiner Länderspiel-Tore. 

Insgesamt 74 Länderspiele bestritt Matz für die DDR. Die Szene, die sein Fußballer-Leben prägte, hat Eberhard Vogel unzählige Male traumhaft sicher wiedergegeben. "Dribbling halbrechts, 40 Meter Entfernung. Den Ball auf den linken Fuß und das Ding ins Dreiangel reingehauen", erzählte er der Deutschen Presse-Agentur. Es war der 25. November 1970, als ihm im Länderspiel im legendären Wembley-Stadion beim 1:3 der DDR gegen England der denkwürdige Treffer gelang. Keeper Peter Shilton hatte vor 100.000 Zuschauern gegen den Kunstschuss keine Chance. Es war eines von 25 Länderspieltoren Matz Vogels - nur Joachim Streich erzielte mehr.

Und dann war da noch dieser Eckball. Beim 4:1 der DDR-Auswahl über die UdSSR am 28. Juni 1964 im Entscheidungsspiel zur Olympia-Qualifikation in Warschau hatte Vogel den russischen Torwart Lissizyn mit einem direkt verwandelten Eckball überrascht. "Mit dem linken Außenrist. Das war früher etwas Ungewöhnliches" erzählt er. In der Bundesliga konnte das nur der Frankfurter Bernd Nickel.

Vogel: "Die Russen haben sich so sehr geärgert, dass der Spielball dran glauben musste. Sie haben wohl einfach reingestochen." Den kaputten Ball hütet er in seinem Trophäenschrank. Dort liegen auch die zwei olympischen Bronzemedaillen von Tokio (1964) und München (1972). Nur als die DDR in Montreal 1976 sogar Gold holte, fehlte er, obwohl Trainer Georg Buschner ihm das Olympia-Ticket versprochen hatte. Das Ärgernis verblasst hinter den vielen Erfolgen, Vogels Nest - um im Bilde zu bleiben - ist voller Schmuckstücke. Drei FDGB-Pokalsiege mit Jena, Meister mit Karl-Marx-Stadt 1967, Fußballer des Jahres 1969, Teilnehmer an der WM 1974, Erinnerungen an 50 Europacupspiele.

"Ich glaube, Eberhard Vogel war einer der besten Linksbeiner, die es je gab. Ich war froh, dass er von Karl-Marx-Stadt nach Jena gekommen ist und uns in der Oberliga mit seinen Toren viel geholfen hat", sagte Weggefährte und Vorstopper mit Weltformat Konrad Weise über seinen Freund.

Insgesamt absolvierte Eberhard Vogel für den FCC 335 Pflichtspiele, in denen er 154 Tore erzielte – davon 242 Spiele in der DDR-Oberliga (118), 43 Pokalspiele (24) und 50 Spiele (12) im Europapokal.

Eberhard Vogel ist mit insgesamt 440 Oberligaeinsätzen (188 Tore) DDR-Oberliga-Rekordspieler.

1983 wurde Eberhard Vogel Nachwuchstrainer beim Deutschen Fußball-Verband der DDR. 1986 errang er mit den DDR-Junioren den Europameister-Titel und belegte Platz drei bei der WM 1987.

Unvergessen bleibt die Saison 1994/95, in der er mit der Jenaer Mannschaft den Wiederaufstieg in die 2. Bundesliga schaffte.

Im Dezember des vergangenen Jahres ehrte in der FC Carl Zeiss Jena mit der höchsten Auszeichnung des Vereins und ernannte Matz zum Ehrenmitglied.

Wir gratulieren Matz Vogel von ganzem Herzen und wünschen einem der ganz Großen unseres Clubs - und des DDR-Fußballs insgesamt - alles Gute zum 80. Geburtstag!

 

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