So standen dieses Mal auch wieder turnusmäßig die Wahlen des Aufsichtsrates und des Ehrenrates auf der Tagesordnung. 365 Vereinsmitglieder folgten der Einladung des Clubs in die Jenaer Sparkassen-Arena, wo fast pünktlich 10.10 Uhr mit der Veranstaltung begonnen wurde.
Die Versammlungsleitung übernahm, wie auch in vielen Jahren zuvor, Präsidiumsmitglied Andreas Wiese. Nachdem die Protokolle der außerordentlichen Mitgliederversammlung vom 5. März dieses Jahres und der turnusmäßigen MV vom 9. Oktober des Vorjahres von den anwesenden Mitgliedern genehmigt wurden, folgten die einzelnen Rechenschaftsberichte für das Wirtschaftsjahr 2021/2022.
Den Anfang machte traditionell der Präsident. Klaus Berka, der für eine weitere Amtszeit als Vereinspräsident nicht zur Verfügung stehen und sich aus der Gremiumsarbeit zurückziehen wird, berichtete von der Arbeit seines Präsidiums. Er vertritt in der Gesellschafterversammlung der Fußball Spielbetriebes GmbH des FC Carl Zeiss Jena den Verein und damit den Mehrheitsgesellschafter.
Bericht des Präsidenten
Bevor Klaus Berka in die Details seines Rechenschaftsberichtes einstieg, bat der Präsident die Anwesenden, einen Moment innezuhalten und der seit der letzten Versammlung verstorbenen Mitglieder, Spieler und Verantwortungsträger zu gedenken – darunter verdienstvolle Spieler wie Bernd Bransch, Heinz Marx und Helmut Stein sowie der ehemaligen Präsident Prof. Klaus Mütze, um nur die bekanntesten zu benennen.
In seinem Rechenschaftsbericht ging Klaus Berka natürlich auf die aktuellen Themen wie Stadionbau und das Zukunftskonzept ein, das unabdingbar ist und zur Geduld und zum machhaltigen Arbeiten und Ausbilden mahnt. Umso wichtiger war im vergangenen Jahr, dass das Nachwuchsleistungszentrums unseres FC Carl Zeiss Jena erneut die Kategorie II erreichen konnte. Die DFB-Einstufung als „Leistungszentrum der Kategorie II“ bedeutet zudem auch eine größere finanzielle Unterstützung durch den DFB.
Ein Erfolg sind die noch vor Kurzem beschlossenen Arbeitsgruppen, wo Mitglieder für Mitglieder wertvolle Arbeit in der AG Mitglieder und AG Ehrenamt geleistet wird. Aus den Arbeitsgruppen sprachen Daniel Knau und Johannes Rosenkranz und berichteten
Klaus Berka kam auch auf die aktuelle sportliche Situation zu sprechen. Er sprach davon, dass der positive Saisonstart in der Regionalliga womöglich auch die Erwartungen von außen über die Maßen gesteigert habe. Nun soll die - Dank des Einsatzes von NLZ-Leiter Henning Bürger auf der Trainerposition - verbleibende Zeit bis zur Winterpause genutzt werden, um Personalentscheidungen vorzubereiten und letztlich auch zu treffen.
Zentraler Punkt des Zukunftskonzeptes ist die Integration des eigenen Nachwuchses. Aktuell stehen mit Alexios Dedidis, Maximus Babke, Elias Rosner, Vasilios Dedidis, Max Grimm, Benjamin Zank, Maurice Hehne und Justin Schau acht Spieler im Profikader, die unser NLZ durchlaufen haben. Ins Mannschaftstraining integriert sind zudem Jannes Werner, Leon Keranovic, Paul Krämer, Simon Feistner aus der U19.
Mit der Entwicklung der 1. Frauen-Mannschaft des FCC, die zunächst schwer in die neue Saison fand, sich aber nun kontinuierlich gesteigert und gefunden hat, zeigte sich Klaus Berka zufrieden. Das gilt auch für die Integration des Frauen- und Mädchenfußballs im Verein insgesamt. Er räumt aber auch ein, dass dies ein Prozess ist, der noch nicht abgeschlossen, sondern kontinuierlich ist.
Darüber hinaus berichtete Klaus Berka von den Nachwuchsmannschaften und machte kein Hehl daraus, dass er die Abschaffung der U21 bedauere. Er räumte aber ein: „Zukunftskonzepte brauchen gesundes Wirtschaften.“
Spannend: Innerhalb des Nachwuchsleistungszentrums wird die Frage offen diskutiert, ob die Ligazugehörigkeit der Teams im Rahmen ihrer Entwicklung auch Gradmesser sein soll. Die Frage ist zwar noch nicht endgültig beantwortet, aber es gibt eine Tendenz: „Wir wollen unsere Spieler in ihrer persönlichen Qualität bewerten, nicht anhand der formellen Umstände.“
Die Frage, ob das NLZ des FC Carl Zeiss Jena die Anforderungen und Leistungen erfüllen kann, die das Zukunftskonzept erfordert, beantwortete Klaus Berka mit einem klaren JA. Und er begründete dies mit durchaus eindrucksvollen Zahlen:
So zeigt ein Blick auf die ersten vier Ligen in Deutschland, wie viele aktuelle Profifußballer das Nachwuchsleistungszentrum des FCC durchlaufen haben:
In Summe: 68 Spieler in den vier höchsten Spielklassen durchliefen unser NLZ.
In der vergangenen Saison erlöste der FC Carl Zeiss Jena 92.000 EUR durch Ausbildungsentschädigungen. 29.000 EUR erhielt der FCC als Ablösesumme von Schalke 04 für den Wechsel von Mika Khadr im Sommer dieses Jahres. In den letzten zehn Jahren hat unser Verein allein etwa 25 Spieler an Vereine aus der 1. und 2. Bundesliga verloren.
Zum Abschluss seiner Rede unterstrich Klaus Berka das, was nicht erst seit gestern jeder wissen sollte: „Es brauch einen geeinten FCC, eine strukturiert und geschlossene Arbeit der Verantwortlichen und Ruhe im und um den gesamten Verein.“ Klaus Berka bedankte sich für die Arbeit der Präsidiumsmitglieder und des Aufsichtsrates in den letzten Jahren. „Vielen Dank für das Vertrauen der Mitglieder in den letzten Jahren und maximale Erfolge den neuen Gremien.“
Bericht des Schatzmeisters
Präsidiumsmitglied und Schatzmeister Rocco Walther präsentierte die Zahlen des Vereins. Demnach nahm der FC Carl Zeiss Jena e.V. 1.171.000 EUR ein – eine deutliche Steigerung gegenüber 877.000 EUR im Vorjahr.
Die Mitgliedsbeiträge der mittlerweile etwa 4.600 Mitgliedern stiegen um 23.000 EUR. Die Zuschüsse und Fördermittel von Verbänden (DFB, Landessportbund, Stadtsportbund) stiegen um 136.000 EUR. Auch im Bereich Spenden und Sponsoring konnten die Erlöse um 62.000 EUR gesteigert werden.
Ausbildungsentschädigung liegt mit 92.000 EUR in etwa auf dem Niveau des Vorjahres. Die Einnahmen aus der Talenteschule konnten nach dem coronabedingten Rückgang des Vorjahres wieder um 36. 000 EUR erhöht werden.
Dem stehen Ausgaben in Höhe von 1.140.000 EUR entgegen – eine Steigerung um 136.000 EUR. Hier schlagen vor allem die Personalkosten (inklusive Fußballschule) zu Buche. Aber auch Erhöhungen bei der Nutzung von Sportanlagen und der Spielbetrieb der männlichen Nachwuchsmannschaften (24.000 EUR Steigerung) und der Frauenmannschaften (Steigerung um 45.000 EUR) sind signifikant.
Somit bleibt unter dem Strich ein positives Vereinsergebnis von ca. 30.000 EUR.
Bericht des Geschäftsführers der Spielbetriebs GmbH
Geschäftsführer Chris Förster berichtete aus der GmbH, die seit Jahren ein von Chris Förster auf ca. 1,2 Mio. EUR beziffertes, jährliches strukturelles Defizit aufweist. Auch er ging auf das Zukunftskonzept ein, dass das sportliche Ziel „Etablierung unter den Top 50 in Deutschland“ beinhaltet. Erreicht werden soll dies, ohne Fremdkapitalaufnahme. Es soll nur ausgegeben werden, was man auch einnimmt – bei gleichzeitiger Stärkung des Nachwuchsleistungszentrums.
Auf die aktuelle sportliche Situation ging Chris Förster auch ein und nutzte dabei die Gelegenheit, um Tobias Werner, der unseren FCC in Richtung Regensburg in die 2. Bundesliga verlässt, ein „großes persönliches Dankeschön“ zu übermitteln.
Chris Förster berichtete von den Herausforderungen, den Spielbetrieb der Männer und Frauen im laufenden Stadionumbau zu organisieren, wobei auch noch in der letzten Spielzeit das Thema Corona hinzukam und für zusätzliche Hürden sorgte. Positiv erwähnte er die Rückübertragung der Vermarktungsrechte von Lagardère/Sportfive zurück zum FC Carl Zeiss Jena, die Nutzung von Synergien zwischen Verein und GmbH (zum Beispiel in der Buchhaltung) und das Merchandising mit „soliden Erträgen“.
Die GmbH erzielte Erträge in Höhe von 2.967.529 EUR aus. Hinzu kommen sonstige betriebliche Einnahmen von 1.424.042 EUR, zu denen 1.042.000 EUR Forderungsverzicht und 271.400 EUR an Corona-Hilfen zählen. Knapp 100.000 flossen an die GmbH durch den Rückzahlungs-Verzicht der Dauerkartenbesitzer.
Die reinen Erlöse aus Sponsoring bezifferte Chris Förster in der Saison 2021/22 bei 123 Sponsoren auf 1.358.000 EUR – das sind 340.000 EUR mehr als in der Vorsaison. Der Spielbetrieb erlöste 418.000 EUR, und 86.000 EUR kamen an Transfererlösen.
Auf der Ausgabenseite waren die Personalkosten mit 3.026.000 EUR der größte Block. Davon fielen in der Saison 2021/22 etwa 1,8 Mio. auf die 1. Männermannschaft, 457.000 EUR auf die Frauen, 154.000 EUR auf die zwischenzeitlich aufgelöste U21 und 193.000 EUR auf die U19. Die Personalkosten in der Verwaltung lagen bei 352.000 EUR.
Die Gewinn- und Verlustrechnung des Geschäftsjahres 2021/22 weist einen Fehlbetrag von 1.346.618 EUR aus.
Chris Förster gab zudem einen Ausblick auf die aktuelle Saison. Hier wurden die Personalkosten für die 1. Mannschaft von 1.869.000 EUR auf 1.238.000 EUR gesenkt. Abzüglich der Kosten für die Berufsgenossenschaft bleiben 800.000 Euro für die Grundgehälter und Prämien für Spieler, Trainer und Betreuer, was sich bei 30 Personen auf einen durchschnittlichen Verdienst von 2444 Euro beläuft. „Gemessen am Mindestlohn bei einer 40-Stunden-Woche von 2016 Euro bleibt kaum Raum für weitere Einsparungen“, sagte Jenas Geschäftsführer. Die U21 wurde komplett eingespart. Die Frauenmannschaft kostet nach ihrem Abstieg aus der 1. Bundesliga in die 2. Bundesliga statt zuletzt 457.000 EUR nun 152.000 EUR. Die Verwaltungskosten des FCC wurden nochmals von 352.000 EUR auf nun 191.000 EUR gesenkt.
Vor dem Hintergrund dieser Zahlen machte Chris Förster deutlich: „Die Ausgaben sind unter Kontrolle und können nicht mehr signifikant reduziert werden.“ Weitere Einsparungen sind im Grunde nur noch im Spieleretat möglich. Oder, und das ist das Fazit Chris Försters, die Einnahmen in den Bereichen Sponsoring und Ticketing werden gesteigert.
Bericht des Aufsichtsratsvorsitzenden
Vom neu zu wählenden Aufsichtsrat berichtete dessen Vorsitzender Prof. Dr. Mario Voigt, der für eine weitere Amtsperiode nicht zur Verfügung stand.
Insgesamt 21-mal habe sich das oberste Kontrollgremium des Vereins zu regelmäßigen Sitzungen getroffen. Dabei gab es jeweils einen intensiven Austausch mit dem Präsidenten und dem Geschäftsführer – aber auch Schatzmeister, Sportdirektor oder Verantwortliche für den Stadionbau gehörten zum erweiterten Kreis der Sitzungen.
In Sachen Stadionneubau sieht der Aufsichtsrat Sachverhalte wie „Miete des Vereins“ und „Preise für die Fans“ als wichtige Themenfelder.
Sportlich muss das Ziel der Aufstieg in die 3. Liga sein. Dabei sei das „sportliche Konzept mit Leidenschaft, Realitätssinn und Vertrauen anzugehen“.
Als Aufgabe des größten Sportvereins Thüringens sieht der Aufsichtsrat ein engagierte Vereinskultur und Mitgliederangebote (auch digitaler Art). Hinzu käme eine zukünftig noch bessere Verzahnung von Verein und GmbH.
In Sachen Zukunftskonzept meinte Mario Voigt: „Ich wünsche mir, dass in der Zukunft unser Zukunftskonzept mit noch mehr Leben – und auch Vertrauen gefüllt wird.“
Er dankte zum Abschluss seiner Ausführungen den Mitarbeitern auf der Geschäftsstelle, dem Team um das Team, seinen Aufsichtsratskollegen und natürlich dem Präsidenten Klaus Berka und seinem Präsidium für die geleistete Arbeit.
Entlastungen
Nach einer kurzen Aussprache wurde über die Entlastung der Gremien abgestimmt. Die Entlastung des Aufsichtsrates erfolgte mit großer Mehrheit. Und auch das Präsidium wurde von den anwesenden Mitgliedern entlastet – wenn auch knapper mit 181 Ja- und 161 Nein-Stimmen.
Wahlen
Nachdem sich die Kandidaten der zu wählenden Gremien Aufsichtsrat und Ehrenrat den Mitgliedern nochmals vorstellten, wurde geheim gewählt.
Der Wahlausschuss schlug hierfür folgende Kandidaten vor – mit dem entsprechenden Ergebnis:
Aufsichtsrat
Ehrenrat
Nach Auszählung der Stimmen gegen 16.30 Uhr stand die Gremien fest. Christian Gerlitz und Christian Grötsch konnten nicht genügend Stimmen auf sich vereinen und wurden mehrheitlich nicht in den Aufsichtsrat gewählt. Ulrich Göhr schaffte es als Kandidat mit den wenigsten Stimmen nicht in das fünfköpfige Gremium des Ehrenrates.
Anträge
Ein Änderungsantrag des SupportersClub wurde abgelehnt, während die Änderung der Satzung nach dem Vorschlag der Satzungskommission sowie einer Erhöhung des Mitgliedsbeitrages um 1,50 EUR und eine Schwerbehindertenermäßigung von den anwesenden Mitgliedern beschlossen wurde.
Ende der Veranstaltung war nach etwa sechseinhalb Stunden gegen 16.45 Uhr.
Wer weiterführende Details zur Mitgliederversammlung wissen möchte, kann demnächst das Protokoll der Mitgliederversammlung auf der Geschäftsstelle einsehen.