Vor 45 Jahren: Nach Rom besiegt der FCC auch den Cup-Verteidiger

21.10.2025

Mit dem Sieg gegen den FC Valencia bewies der FCC, dass das Wunder gegen die Roma keine Eintagsfliege war. Und: Auf www.fcc-tv.de könnt Ihr das Spiel gegen den Cup-Verteidiger nochmals nacherleben.

Wir schauen 45 Jahre zurück. In Jena - und eigentlich der gesamten fußballverrückten DDR - wurde der beispiellose 4:0-Sieg gegen arrogante Römer noch gefeiert, da stand drei Wochen später schon die nächste internationale Aufgabe auf dem Plan. Diese bescherte dem FC Carl Zeiss Jena mit dem FC Valencia ein weiteres Team von Spitzenformat, das im Herbst des Jahres 1980 die spanische Phalanx von Real Madrid und dem FC Barcelona durchbrach und aus einem Meisterschaftszweikampf einen Dreikampf machte. Trainer Bernardino Perez, der im Sommer von der ewigen Real-Legende Alfredo di Stefano übernommen hatte, legte mit Valencia, dem Cup-Verteidiger, einen beeindruckenden Saisonstart hin, woran vor allem die Weltklasse-Stürmer Mario Kempes (Argentinien) und Fernando Morena (Uruguay) als bestens funktionierende Doppelspitze maßgeblichen Anteil hatten. Sie sollten, so Perez, nicht weniger machen, „als den FC Valencia zum Titel führen“. Einer, der hier nicht unerwähnt bleiben darf, ist Daniel Solsona. Doch der technisch versierte Mittelfeldstratege wurde bei Valencias Erstrundenduell gegen den AS Monaco des Feldes verwiesen und fehlte somit in den Spielen gegen Jena, das darüber alles andere als unglücklich war. Doch die Spanier waren mit Talenten wie den Jung-Nationalspielern Tendillo und Mauro und auch anderen Klassespielern ohne Weiteres in der Lage, dies zu kompensieren. Der FC Valencia schickte sich also an, an die glorreichen Europapokal Zeiten des Clubs zu Beginn der 1960er Jahre anzuknüpfen, als man zwei Mal den Europapokal Vorläufer, den Messe-Pokal, gewinnen konnte. Der FC Carl Zeiss Jena sollte auf dem Weg zurück zu altem Glanz nur ein Zwischenstopp sein.

Doch es kam anders. Der FC Carl Zeiss Jena war in bestechender Form. In der DDR-Oberliga feierte der FCC im 50. Aufeinandertreffen mit der BSG Wismut Aue vor 5.000 Zuschauern im Otto-Grotewohl-Stadion einen ungefährdeten 4:1-Auswärtssieg und war als Oberliga-Tabellenführer bestens gewappnet für die nächste internationale Aufgabe. Der souveräne Auftritt des FCC im Erzgebirge blieb auch denSpaniern nicht verborgen, die sich akribisch auf das EC-Spiel in Jena vorbereiteten und mit Manuel Mestre einen ehemaligen spanischen Nationalspieler als Späher nach Aue schickten, um das Spiel der Jenaer zu verfolgen. Dieser gab nach dem Spiel über Jena zu Protokoll: „Eine sehr diszipliniert spielende Mannschaft mit starken kämpferischen Eigenschaften. Mir gefielen besonders Raab, Lindemann und Bielau.“ Hans Meyer hätte es seinem spanischen Kollegen gern gleichgetan und Valencia beobachtet, doch - so wollte es jedenfalls die FUWO vom 21. Oktober 1980 wissen - man verweigerte ihm von spanischer Seite die dafür nötigen Einreisepapiere. So ging es ohne persönliche Inaugenscheinnahme des Gegners ins Heimspiel, das freilich binnen kürzester Zeit mit 15.000 Fans ausverkauft war. Sie sollten nach dem Wunder gegen die Römer Augenzeuge einer weiteren Sensation werden. Denn der FC Carl Zeiss Jena besiegte Valencia nicht nur, nein, der FCC beherrschte den Cup-Verteidiger.

Zur Halbzeit führte der wie entfesselt spielende FC Carl Zeiss Jena durch Tore von Sengewald, Schnuphase und Trocha mit 3:0. Die Spanier reagierten dünnhäutig. Valencia-Kapitän Saura jammerte nach Spielende, dass es vor dem Strafstoß von Schnuphase zum 2:0 kein Foul und vor dem 3:0 durch Trocha eine vermeintliche Abseitsposition Jenas gewesen wäre. Der spanische Trainer war da weniger weinerlich und erkannte an, „dass die Gegner ein furioses Tempo gingen und sehr angriffslustig operierten“. Und in seiner Miene war nach Abpfiff auch leichte Zuversicht zu erkennen, die ihm Morenas Anschlusstreffer zum 3:1 in der 80. Spielminute gab. FUWO-Kommentator Günter Simon brachte es auf den Punkt: „Valencia erst an den Rand eines Debakels gebracht und dann noch immer souverän geschlagen zu haben, gereicht Jena zur Ehre! Eine Weiterkommen-Garantie ist das 3:1 jedoch noch lange nicht.“ Denn am 5. November wartete mit dem Estadio „Luis Casanova“ - dem vorher und jetzt wieder „Mestalla“ heißenden Hexenkessel - und einem wütenden Gastgeber eine Herkulesaufgabe auf den FCC.

Real Madrid bekam zuvor bereits die Heimstärke Valencias zu spüren. „Wir sind zuhause immer für zwei, drei Tore gut“, gab Trainer Perez sich selbst nochmals Mut vor der Partie gegen Jena. Der FCC war auf alles gefasst und wusste natürlich auch davon, dass zwei Jahre zuvor das Mestallaschon einmal eine UEFA-Sperre erfuhr, da die heißblütigen Spanier West Bromwich Albion mit Orangen Bombardements belegten. 50.000 Fans sorgten im ausverkauften Stadion für eine unglaubliche Atmosphäre. Der FCC hatte hingegen keine Unterstützung von den Rängen - aber von oben! 20 Stunden lang regnete es unaufhörlich. Der Boden im „Casanova“ war tief und weich und kam dem Jenaer Spiel deutlich mehr zu Pass als den technisch versierten Spaniern. Und der Regen sorgte zudem für eine merkliche Abkühlung, die ebenfalls den Jenaern in die Karten spielen sollte. Valencia begann vergleichsweise kontrolliert und gar nicht so aggressiv wie von vielen Beobachtern erwartet. Zu groß war offenbar der Respekt vor den Jenaern, die konsequent verteidigten und fast nichts zuließen. Es dauerte eine gute Stunde, bis die Spanier ihre Nervosität ablegten. Nach einem Carrete-Freistoß war Botubot mit dem Kopf zur Stelle und ließ Grapenthin im Jenaer Tor aus acht Metern Entfernung keine Abwehrchance. Nun war Valencia entfesselt. Doch Jena hielt weiter dagegen, verlor nie den Kopf und hatte mit „Sprotte“, der gegen Subirats (70.) und Felman (81.) glänzend parierte, einen sicheren Rückhalt. Der FCC geriet nie aus dem Gleichgewicht und brachte das Spiel über die Zeit. Nach dem Abpfiff zollten selbst die Spanier dem Klub aus Thüringen mit Beifall von den Rängen ihren Respekt. Der FC Carl Zeiss Jena hatte den Titelverteidiger aus dem Pokalwettbewerb geworfen und stand im Viertelfinale. Aber das ist schon wieder eine ganz andere Geschichte... 

Neugierig geworden? Ihr wollt das Spiel am liebsten sehen? Dann haben wir etwas für Euch! 

FCC-Flimmerkiste

Denn: Wer möchte, kann in unserem neuen Format "FCC-Flimmerkiste" auf www.fcc-tv.de  eine echte FCC-Archivperle genießen - das Hinrundenspiel unseres FC Carl Zeiss Jena gegen den FC Valencia vom 22.Oktober 1980. Auf FCC-TV könnt Ihr ab Mittwoch, dem 22. Oktober, das komplette Spiel mit dem Original-Stadionsound, Vorbericht und Zusammenfassung nochmals nacherleben. Dazu zählt vor allen Dingen die bestens eingefangene Stadionatmosphäre, die noch heute für Gänsehaut sorgt. Das Ganze kostet Euch 2,99 EUR - ein sicher verschmerzbarer Obolus, der aber nötig ist, um die unserem Club leider nicht kostenfrei zur Verfügung stehenden Bewegtbilder aus dem Archiv einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich machen zu können und die Lizenz an der Nutzung dieses Materials auch für die Zukunft zu erhalten. Und ehrlich: Das Material ist jeden Cent wert.

Wir wünschen Euch viel Spaß mit dem Hinspiel gegen die Spanier und sagen Danke für Eure Unterstützung der "FCC-Flimmerkiste", die in absehbarer Zweit weitere Perlen für Euch ausgraben wird. Bleibt also gespannt.     

 

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