Chemie in Unterzahl niedergekämpft

29.10.2023

Vor der Saisonrekordkulisse von 7.052 Zuschauern siegt unser FCC trotz Platzverweis gegen Maximilian Krauß durch einen von Lukas Lämmel verwandelten Foulelfmeter verdient mit 1:0 gegen Chemie Leipzig.

Es war ein stürmischer Herbsttag aus dem Bilderbuch unter den Kernbergen, und auch auf den Rängen zeigten zwei gut aufgelegte Fankurven, wieviel Spaß Fußball in der Regionalliga machen kann. Auf dem Rasen indes ging es zunächst eher bedächtig zu. René Klingbeils Ansinnen, zum vierten Mal in Folge die gleiche Startelf aufs Feld zu schicken, war durch Joel Richters Verletzung beim Aufwärmen durchkreuzt worden. Er wurde kurzfristig und positionsgerecht durch Ken Gipson ersetzt. Und es wirkte so, als müssten sich beide Teams erst einmal finden, den Gegner vorsichtig analysieren. Den ersten Nadelstich setzte Maximilian Krauß nach 9 Minuten, als er Kastull im Laufduell stehen ließ, sich aber ein Leipziger in die flache Ablage auf Löder wirft. Noch einmal neun Minuten später erneut zwei einsatzstark geblockte Schussversuche von Krauß und Löder, bevor Butzen Maß nahm, sein Schlenzer aber nur den Innenpfosten fand. Die Gäste zeigten sich defensiv engagiert, nach vorn indes passierte ihrerseits wenig. Es bedurfte eines Abspielfehlers im Jenaer Aufbau, um Kirstein plötzlich frei vor Kunz zu sehen. Glücklicherweise konnte sich Chemies Stürmer nicht zwischen Abschluss und Abspiel entscheiden (24.). Zwei Minuten später setzt Lämmel eine Krauß-Ablage volley übers Tor. In der Folge verflachte die Partie und konnte mit der Atmosphäre auf den Rängen nicht mehr mithalten. Doch Spiele gegen Chemie Leipzig waren in den letzten Jahren immer Drama und Emotion, das sollte auch diesmal nicht anders werden, mit der 45. Minute als Aufreger Nummer eins. Zunächst sportlich. Denn erst ging Halilis Nachschuss nach Lämmel-Freistoß drüber, dann bekam Krauß in aussichtsreicher Position nur ein Schüsschen aufs Tor. Als sich alle schon auf den Gang in die Kabinen einstellten, ein langer Ball auf Krauß an der Seitenlinie. Jenas Stürmer spitzelt mit hohem Bein den Ball an seinem heranstürmenden Gegenspieler Kastull vorbei, der seinerseits nicht mehr abbremsen und den Zusammenstoß vermeiden kann, stattdessen Krauß' Fuß an die Schulter bekommt. Die Tatsache, dass die Aktion direkt vor der wild reagierenden Leutzscher Trainerbank passierte, mag dazu beigetragen haben, dass Referee Gerstenberg aus Berlin den roten Karton gegen den untröstlichen Krauß zückte. 

Die Partie bekam somit nach der Pause ein völlig anderes Bild. Nicht mehr Chemie agierte zurückgezogen, defensiv aggressiv und warf sich in jeden Ball und jede Flanke. Nun war es die Heimelf, von der gleiche Tugenden gefragt waren und die genau dies ablieferte. Klingbeil wechselte nicht, stellte stattdessen auf eine Art 4-4-1 um mit einem Benjamin Zank, der ganz vorn allein auf weiter Flur mit unglaublichem Pensum pausenlos anlief und Räume zustellte, sich bei seiner Auswechslung kurz vor dem Ende stehende Ovationen abholen durfte. Defensiv ließ Jena in Unterzahl so gut wie nichts zu. Die Tatsache, dass Kirsteins Kopfball nach Ecke die einzige Gästechance nach dem Seitenwechsel darstellte (85.), spricht Bände. Da stand es allerdings schon 1:0. Kastull hatte im eigenen 16er Löder von hinten ungeschickt umgerissen, den fälligen Elfmeter hämmerte Lämmel trocken in den rechten oberen Winkel. 6.000 der insgesamt über 7.000 Zuschauer, Saisonrekordkulisse im EAS, rasteten aus und trugen die bravourös kämpfende Zehn über die Ziellinie. Der Rest war unbeschreiblicher Jubel auf Rasen und Rängen nach dem dritten Sieg in Folge. 

Trainerstimmen:

Miroslav Jagatic (BSG Chemie Leipzig): "Die Stimme ist fast weg. Lob an meine Mannschaft nach schwierigen 10 Tagen mit Krankheiten. Wir hatten den Anspruch, etwas mitzunehmen. Wenn man die erste Halbzeit betrachtet, hätte es auf die oder die andere Seite ausschlagen können. Dann kam die rote Karte. Wir kamen nach der Pause motiviert aus der Kabine, aber Jena stand sehr tief und kompakt und hat auf so eine Umschaltsituation gewartet. Wir hätten das mehr breit ziehen müssen, haben das aber nicht gut gemacht. Der Schiedsrichter hat heute sehr gut entschieden, es war eine rote Karte. Nach meinem ersten Eindruck war es auch ein Elfmeter." 

René Klingbeil (FCC): "Es war klar, dass es ein enges Spiel wird, weil Chemie Leipzig ein unangenehmer Gegner ist. Wir haben vorher klar kommuniziert, dass wir von der ersten bis zur 94. Minute den Glauben und den Willen zum Sieg benötigen. Ich stimme zu, dass es in beide Richtungen kippen konnte. Ich bin aber stolz auf meine Mannschaft, wie sie das verteidigt und sich in alle Flanken geworfen hat. Wir haben in der Pause nach dem Platzverweis gesagt, dass wir entweder 0:0 spielen oder 1:0 gewinnen. Am Ende hatten wir den Lucky Punch. Auch von mir kein Vorwurf an den Schiedsrichter, auch das sind alles junge Kerle, die ihr Bestes geben."

Stimmen nach dem Spiel

Mannschaftsaufstellungen: 

FC Carl Zeiss Jena: Kunz - Hehne, Strietzel, Halili, Butzen - Lämmel, Schau, Löder (89. Muiomo) - Krauß (RK 45.), Gipson (90.+1 Dahlke), Zank (86. Verkamp)

BSG Chemie Leipzig: Bellot - Brügman, Mauer (88. Oke), Mast, Surek, Kastull (88. Jagatic), Kirstein, Mäder (71. Gildenberg), Jäpel, Wendt (20. Wajer), Horschig

Tore:
1:0 Lämmel (73. Foulelfmeter)

Zuschauer:
7.052

Schiedsrichter:
Tim Gerstenberg (Tobias Hagemann / Tobias Starost)

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