Überzeugender Heimsieg über den amtierenden Meister

19.02.2023

Eine bärenstarke erste Hälfte lieferte den Grundstein zu einem verdienten 2:0-Erfolg gegen den BFC Dynamo. Zwei zu Unrecht aberkannte Tore sorgten nach der Pause für Aufregung.

Nach dem überzeugenden Sieg in Greifswald veränderte René Klingbeil im Spiel gegen seinen Jugendverein die Anfangself nur auf einer Position: Marcel Hoppe startete erstmals in dieser Saison nicht von Anfang an, für ihn rückte Kevin Wolf ins Team. Bei den Gästen, die aus den letzten acht Spielen gegen Jena nur einen Punkt mitnahmen, saß Starstürmer Christian Beck nur auf der Bank.

Der amtierende Regionalligameister, der nach durchwachsener Hinrunde zuletzt immerhin zehn Zähler aus vier Partien holte, begann offensiv und hatte nach wenigen Sekunden die erste Strafraumszene. Doch dabei sollte es lange Zeit bleiben. Während Dynamo allenfalls mit Böllern und Pyro seiner Fans für Aufsehen sorgte, setzte auf dem Platz der FCC die Akzente. Angetrieben von einem unermüdlichen und oft nur durch rüde Fouls zu stoppenden Krauß war Jena hellwach, früh in den Zweikämpfen und kaufte dem Gast mehr und mehr den Schneid ab. Auf Basis dieser kämpferisch starken Grundeinstellung etablierte man trotz des regengetränkten tiefen Geläufs ein teils sehenswertes Kurzpassspiel. Und man erarbeitete sich Chancen. War Dedidis nach neun Spielminuten noch an BFC-Keeper Sommer gescheitert, so durfte er wenige Sekunden später jubelnd vor dem E-Block posieren. Krauß war unwiderstehlich zwischen zwei Berlinern in den Strafraum gedribbelt, seinen von Sommer zu kurz abgewehrten Schuss versenkte Dedidis aus Nahdistanz per Kopf. Angetrieben von über 4.000 gut aufgelegten Fans bestimmte Jena weiterhin die Partie, so rettete Blum nach einem Eckball auf der Linie (20.), und man legte sechs Minuten vor der Pause schließlich mit dem 2:0 nach. Muiomo hatte aus der Distanz abgezogen und die Latte getroffen, der abgeprallte Ball wurde in die Gasse zu Dedidis durchgesteckt, der zwar von seinem Verteidiger abgelaufen, in der Folge aber zunächst von Al-Azzawe gerempelt und schließlich von Kreher ganz umgeschubst wurde. Eine leichte Tätlichkeit, die Schiedsrichter Kohnert zwar nur mit Gelb, aber auch mit Elfmeter ahndete, den Verkamp sicher rechts unten verwandelte. Breitfelds Volley mit dem Pausenpfiff knapp neben das Tor sah auch die Gäste noch einmal offensiv in Aktion, aber die stehenden Ovationen beim Gang in die Kabinen waren Ausdruck einer der besten FCC-Halbzeiten in dieser Saison.

BFC-Trainer Heiner Backhaus reagierte in der Pause und brachte mit Beck und Ekalle frischen Wind, die Aufreger aber gab es weiterhin vor dem eigenen Tor zu sehen. Und was für welche. Dedidis im Fallen mit dem perfekten Ball auf Verkamp, der aus dem Mittelkreis aufs Tor los läuft und zum 3:0 einnetzt (53.). Einziger Schönheitsfehler: Mitten in die Aktion war ein versehentlicher Pfiff Kohnerts geraten, den zunächst niemand so recht erklären konnte und der auf einem Missverständnis mit seinem Linienrichter beruhte. Der Treffer zählte nicht. Ebensowenig wie das blitzsaubere Tor von Krauß nur fünf Minuten später, bei dem die Abseitsfahne oben war, obwohl Krauß bei Ballabgabe gewiss zwei Meter hinter dem letzten Verteidiger stand. Dem Schiedsrichtertrio schien die Partie etwas zu entgleiten, auch weil die recht nachsichtige Spielleitung der ersten Hälfte zu einem häufig überharten Einsteigen ermuntert hatte. Darunter litt zunehmend das Spielniveau, zudem verhinderten zahlreiche Unkonzentriertheiten ein Jenaer Kombinationsspiel wie vor der Pause. Was aber bis zum Ende passte war das Engagement im defensiven Agieren und so blieben die Weinrotweißen bis auf Kleihs Freistoß und Brandts knapp vorbei streichenden Nachschuss (85.) offensiv weiterhin relativ stumpf. Da auch Krauß seine beiden Riesen-Kontermöglichkeiten nicht verwerten konnte, blieb es beim 2:0. Der FCC holte damit wie in der Vorsaison die Maximalpunktzahl gegen den DDR-Serienmeister.

Trainerstimmen

Heiner Backhaus (BFC): Die Stimme ist etwas weg. Für uns ein gebrauchter Tag. Unser erklärtes Ziel war, hier als erste Gastmannschaft in dieser Saison zu gewinnen. Wir kamen mit breiter Brust und haben gut angefangen. Dann fällt das 1:0 und wir haben etwas die Linie verloren, haben Jena ihr Spiel aufziehen lassen. Dann bekommen wir einen Elfmeter, wie ich ihn so noch nie bekommen habe. Aber es lag nicht am Schiedsrichter. Mit der Leistung heute haben wir keinen Punkt verdient. Wir können uns nicht leisten, dass vier, fünf Spieler mental nicht in der Lage sind, das Vorgenommene umzusetzen. Summa summarum: Klar verdienter Sieg für Dich, Klinge.

René Klingbeil (FCC): Ich glaube, dass wir alles reinschmeißen mussten, um diesen Gegner zu bezwingen. Wir haben uns viele Videos vom BFC angeschaut, wussten um die 10 Punkte aus 4 Spielen. Aber meine Jungs waren sehr aktiv. Wir wollten den Zweikämpfen etwas aus dem Weg gehen und den Gegner laufen lassen, das ist uns ganz gut gelungen. Der Elfmeter war sicherlich etwas glücklich. Andererseits bekommen wir das dritte Tor aberkannt, wo die Jungs in Schwarz wohl etwas Kommunikationsprobleme hatten. Aber das passiert, es sind nur Menschen, wir machen alle Fehler. Wir bleiben jetzt brutal demütig und arbeiten weiter.

Mannschaftsaufstellungen

FC Carl Zeiss Jena: Kunz – Wolf, Halili, Strietzel, Gipson (66. Hoppe) – Lämmel, Petermann, Verkamp (80. Knöferl) – Krauß, Muiomo (86. Schau), Dedidis (80. Grimm)
BFC Dynamo: Sommer – Kamm Al-Azzawe, Brandt, Euschen (46. Beck), Reher (63. Pollasch), Breitfeld (76. Tiliudis), Kleihs, Siebeck (46. Ekalle), Klump, Blum, Suljic (66. Zogjani)

Schiedsrichter:
Tim Kohnert (Lars Albert / Christian Schlömann)

Tore:
1:0 Dedidis (10.)
2:0 Verkamp (38., Foulelfmeter)

Zuschauer:
4.049

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