FCC bietet fächerübergreifenden Schulsport an

04.03.2019

Zweiwöchige Übernahme des Sportunterrichts an der Grundschule Tannroda war voller Erfolg

Freudestrahlend läuft Maria auf Christoph Ackermann zu und ruft: „Fußball macht Spaß!“ Sofort wendet sich die Siebenjährige dann der noch laufenden Spielform zu und jagt erfolgreich dem Ball nach – der landet im Tor! Die junge Spielerin jubelt und der Leiter der Fußballschule des FC Carl Zeiss Jena lächelt zufrieden. „Sehr schön“, sagt Ackermann inmitten einer Turnhalle voller begeisterter Kinder.
Die FCCfußballSchule ist zu Gast an der Grundschule Tannroda und dort in besonderer Mission unterwegs: Zwei Wochen lang übernahm der Klub an der kleinen Schule im Weimarer Land den Sportunterricht. Sehr zur Freude der Verantwortlichen vor Ort: „Ich war vom ersten Moment an begeistert“, sagt Schulleiterin Manuela Haueisen-Meißner. Dieser Tag ist der – vorerst – letzte dieses besonderen Projektes. Entstanden ist es vor einem ganz konkreten und durchaus ernsten Hintergrund: Mehrmals hatte der Sportunterricht an der Grundschule bereits ausfallen müssen. Grund dafür ist die angespannte Personalsituation. „Wir haben fünf Lehrer für fünf Klassen und sobald einer ausfällt, haben wir ein Problem“, erklärt Frau Peters. Sie ist die einzige Sportlehrerin der Schule. Doch auch dann, wenn alle fünf Pädagogen an Bord sind, fehlen mitunter die Ressourcen für den Sportunterricht. Denn erteilt Frau Peters einer Klasse für die Dauer einer Schulstunde Schwimmunterricht, vergehen mit An- und Abreise zum und vom Schwimmbad beinahe drei Stunden, in denen sie den übrigen Klassen keinen Sportunterricht erteilen kann. Auch wenn Fortbildungen anstehen oder sie an anderen Schulen aushilft, müssen die Kinder in Tannroda auf den Schulsport verzichten. Alles in allem eine verzwickte Situation: „Wir versuchen jeder Klasse wenigstens alle 14 Tage je eine Doppelstunde Schulsport zu ermöglichen“, berichtet Frau Peters. Eher beiläufig erfuhr Christoph Ackermann durch die Eltern von Lycka Röder davon. Der junge Fußballer trainiert in der Talente-Schule des FC Carl Zeiss Jena und besucht die 2. Klasse der Tannrodaer Grundschule. „Dass in den Schulen oft entsprechende Angebote fehlen, ist nicht neu“, konstatiert Ackermann. Derart direkt damit konfrontiert entwickelte der Trainer jedoch kurzerhand einen handfesten Plan: Mithilfe seiner vier Fußballschul-Praktikanten aus Wales könne er für zwei Wochen selbst an der Schule tätig werden und dort sogar teilweise englischsprachigen Sportunterricht für jeweils eine Doppelstunde pro Klasse und Woche erteilen. Er telefonierte mit der Schulleiterin, die das Angebot sofort und dankend annahm „Ich konnte es zunächst kaum glauben“, sagt Frau Haueisen-Meißner. Die Sorge ob fehlender finanzieller Mittel für Projekte dieser Art, nahm ihr der FC Carl Zeiss Jena. „Der Verein sagte, dass ich mir darüber keine Gedanken machen muss“, betont Haueisen-Meißner froh. Also fuhren Christoph Ackermann und seine Praktikanten Jacob, Gathlin, Joseph (alle 16) und Louis (17) nach den Winterferien erstmals in den Bad Berkaer Ortsteil. Für die erste Woche hatte die Jenaer Delegation ein allgemein-sportliches Programm ausgearbeitet; die Mädchen und Jungen turnten etwa am Barren und an den Ringen. „Die Kinder waren begeistert und sehr motiviert“, berichtet Frau Hauseisen-Meißner. Begleitet wurden die Klassen jeweils von einer (fachfremden) Lehrerin. Die Schulleiterin, die im Alltag Musik unterrichtet, staunte: „Sie sind über sich hinaus gewachsen“, sagt sie. Bisher habe sie ihre Schüler nie im Sportunterricht beobachten können und sei überrascht gewesen, wie sehr auch die in ihrem Unterricht ansonsten stillen Schüler förmlich aufblühten. „Toll!“ Auch das ist Teil des Konzepts von Christoph Ackermann: Sport als Weg zu Selbstwirksamkeitserfahrungen und zur Steigerung des Selbstbewusstseins. Dazu gehöre auch der ganz selbstverständliche und reibungslose Umgang mit der englischen Sprache beim Miteinander von Praktikanten und Kindern.

Jene erste Doppelstunde wirkte übrigens spürbar nach: „Am nächsten Tag hatten ganz viele Kinder Muskelkater“, sagt Sportlehrerin Peters schmunzelnd. In der zweiten Woche nahmen das Quintett aus dem Paradies das Fußballspiel in den Fokus. Davon waren zunächst nicht alle Schülerinnen und Schüler überzeugt. Doch die anfängliche Skepsis verflog blitzschnell. Dass sich das Angebot der FCC-Trainer an den Bedürfnissen jedes Kindes orientierte, hatte die Schulleiterin zur Bedingung gemacht: „Ein Sportunterricht für Alle war das oberste Gebot“, sagt Haueisen-Meißner. Für Christoph Ackermann eine Selbstverständlichkeit: In der FCCfußballSchule hat die allgemeinsportliche Früherziehung und Ausbildung im Rahmen der „FCCflitzeKids“ einen großen Stellenwert. Der Einsatz in Tannroda war der erste seiner Art und lehrreich. Mit vielen guten Erfahrungen kehrt Ackermann nach Jena zurück. Die Schulleiterin indes bedauert, dass die zwei Wochen bereits um sind. Die Türen der Tannrodaer Grundschule stünden für eine Neuauflage jederzeit offen: „Jederzeit wieder – sehr gern!“

Infobox: Vision vom fächerübergreifenden Sportunterricht

Die Idee vom fächerübergreifenden Sportunterricht bewegt Christoph Ackermann seit einiger Zeit. In Kombination mit Sport lernen Kinder Sprachen oder Naturwissenschaften spielerisch. „Auf dem Fußballplatz können Kinder die Flugbahn eines Balles präzise vorhersehen; im Kopf läuft unbewusst ein komplizierter mathematischer Prozess ab“, erklärt Ackermann. Analysis und klassische Mechanik können im Sportunterricht praktisch und erlebbar. Gleiches gelte für den Spracherwerb, wenn Kinder mit englischen oder französischen Muttersprachlern – etwa den ausländischen Spielern der Profimannschaft – trainierten. „Unterricht, wie ihn fast nur ein Fußballverein bieten kann“, sagt Ackermann. Der Verein steht am Anfang des ergebnisoffenen Planungsprozesses. Neben der Konzeption stellt insbesondere die Finanzierung des Schulsport-Projektes die größte Herausforderung dar.

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